Konsumausgaben: Was ist mir ein Produkt wert?

Beim Umgang mit Geld heißt es oft:

  1. Meide Markenprodukte!
  2. Wer billig kauft, kauft zweimal.

Zwei wichtige Leitsätze, die sich an sich widersprechen aber gleichzeitig auch gut ergänzen. Neben diesen beiden Leitsätzen möchte ich euch heute 6 weitere Kriterien vorstellen, anhand derer ich im Alltag entscheide, wie viel ich für einen Gebrauchs- oder Verbrauchsgegenstand ausgebe.

Gebrauchsgegenstände sind Dinge, die mehrmals verwendet werden können (Kleidung, Werkzeuge, Möbel). Unter Verbrauchsgegenstände versteht man Dinge, die sich bei Gebrauch reduzieren (Essen, Medikamente, Freizeitausgaben).

1. Wie oft möchtest du ein Produkt nutzen?
Verbrauchsgegenstand – Die Masse macht’s.
Kleinvieh macht auch Mist: 1 Starbucks-Kaffee im Jahr macht dich nicht pleite. Einer pro Tag schon eher. Die Masse macht’s. Bei regelmäßig genutzten Sachen macht es daher Sinn, günstige Alternativen zu suchen. Kaffee zuhause im Thermobecher abfüllen und Brote schmieren statt Brötchen beim Bäcker und Coffee to go (Spart zudem Verpackungsmüll).

Gebrauchsgegenstand – Leihen tut’s auch.
Die wichtigste Frage vor jedem Kauf sollte sein, ob man etwas auch wirklich braucht und wie oft. Während meines Studiums hatte ich z.B. kein Rührgerät. Für 1x im Jahr Kuchenbacken tat es auch der Rührbesen. Werkzeug habe ich nur das Nötigste: Kreuz- und Schlitzschraubenzieher, verstellbarer Maulschlüssel, ein paar Inbusschlüssel, eine Kombizange, ein kleiner Hammer. Oft ist es ausreichend, sich etwas zu leihen: Bücher, DVDs, Auto, Fahrrad. Selbst zur Miete wohnen ist letztlich ein Leihen gegen Geld.

2. Wie lange möchtest du ein Produkt nutzen?
Verbrauchsgegenstand – Erinnerungen und Gesundheit zählen
Bereits per Definition halten Verbrauchsgegenstände nicht lang. Ich mache es deswegen höchstens an Erinnerungen fest: „Weißt du noch, wie wir letzten Geburtstag so toll essen waren? Erinnerst du dich noch an den schönen Urlaub in Rom?“. Ich erinnere mich hingegen nicht mehr an die Nudeln, die ich mir vor 3 Wochen gekocht habe. Höchstens meine Gesundheit erinnert mich mal in ein paar Jahrzehnten daran, was ich in meinem Leben so zu mir genommen habe.

Gebrauchsgegenstand – Was kostet mich das im Monat?
Bei Anschaffungen wäge ich die gewünschte Nutzungsdauer ab. Als ich zu Studienbeginn für mein Wohnheimzimmer Möbel gebraucht habe, habe ich nur auf Funktion und Preis geachtet. 3 Jahre sollten die Dinger halten, mehr nicht. Letztlich habe ich um die 1000€ für eine komplette Einrichtung einschließlich Kühlschrank gezahlt. Lustigerweise alles verschiedene Holzarten und Designs, aber mir ging es nur um die Funktion. Nach dem Studium sollten für die erste Wohnung dann neue, anständige Möbel her. Meine Sperrholzmöbel haben den Umzug wider Erwartung überstanden und werden nun doch noch eine Weile verwendet, da hier im Schwabenländle nun mal nichts weggeschmissen wird.

Es ist hilfreich, sich auszurechnen, wie viel man im Monat für eine größere Anschaffung ausgeben muss.

Kosten pro Monat = Anschaffungspreis / Nutzungsdauer in Monaten

Wenn etwas viele, viele Jahre halten soll, bin ich bereit mehr auszugeben. Aber ich kauf mir z.B. keine teure Einbauküche für eine Mietwohnung.

3. Meide Markenprodukte, sofern die Qualität nicht merklich drunter leidet!
Verbrauchsgegenstände – Preise und Qualität vergleichen
Dank meiner Mutter bin ich gewohnt zu Eigenmarken im Supermarkt zu greifen. Gerade bei Grundprodukten wie Milch, Salz, Mehl, Käse, Nudeln und Co. greife ich da automatisch zu den untersten Regalen. Sportliche Betätigung ist da inklusive. Bei frischen Lebensmitteln wie Fleisch, Wurst und Obst lässt sich über „billig – will ich!“ streiten. Denn wer weiß, welche Medikamente dem Tier verabreicht wurden? Oder womit das Obst gespritzt wurde? Mein Geständnis: So lange es mir schmeckt, brauche ich keine Bio-Produkte. „Bio“ heißt für mich nur, dass Zusätze verwendet wurden, die (noch) nicht auf der roten Liste stehen. Wenn die Äpfel also nicht aus dem Garten meines Papas kommen oder die Eier direkt vom Bauern aus dem Ort, dann gibt es für mich kein Beleg, dass etwas mit dem Schildchen „Bio“ auch wirklich gesünder ist. Und so blöd es auch klingt: Das Bio-Obst und Gemüse fault mir ständig weg.

Gebrauchsgegenstände – Markenprodukte sind nicht immer besser
Vor allem bei Haushaltsgegenständen sind Markenprodukte nicht immer notwendig. Mein Freund und ich haben uns extra beraten lassen und ein „gutes“ Messer gekauft, was aber lange nicht so gut schneidet, wie meine 1€-Messer aus dem Studium (ohne Mist, die Messer sind so gut, dass ich selbst meinen Eltern welche geschenkt habe, um daheim ordentliches Werkzeug zum Kochen zu haben). Wenn ich sehe, was für ein Vermögen man für Töpfe und Pfannen ausgeben kann: 200€ für ein 5-teiliges Topfset, obwohl ich doch eh immer nur den einen benutze. Bei Klamotten schaue ich, ob mir die Kleidung passt und mir gefällt und nicht, welcher Name im Schildchen steht.
Ausnahme: Der Beruf erfordert eine gewisse Kleiderordnung.

4. Wer billig kauft, kauft zweimal.
Verbrauchsgegenstände – Wer billig kauft, kauft einmal.
Wer bei Verbrauchsgegenständen zu günstigen Produkten greift, kauft das Produkt nicht für immer.
Da man also ohnehin mit einer kurzen Lebensdauer rechnet, kann man hier am meisten mal mutig sein und was ausprobieren. Einen Fehlkauf macht man nur einmal.

Gebrauchsgegenstände – Wer billig kauft, kauft zweimal und hat versteckte Zusatzkosten.

Bei größeren Anschaffungen kann Geiz ein größeres Loch ins Portemonnaie reißen. Bestes Beispiel: Du kaufst ein Auto. 12 Jahre alte Karre, 400€, super Schnäppchen. An die ganzen Reparaturkosten wird da oft nicht gedacht oder auch nicht an das Sicherheitsrisiko, wenn man mit der Klapperkiste über die Autobahn rast. Oder auch der Klassiker: Kaffee-Kapselmaschinen bekommt man hinterhergeworfen, weil der Hersteller das Geld mit den teuren Kapseln verdient. Die letzten Jahre habe beim Thema Schuhe und Taschen dazu gelernt und greife da nun tiefer ins Portemonnaie, weil mein Rücken es mir dankt und die Sachen länger halten. Bei Gebrauchsgegenständen kauft man wirklich schnell etwas zweimal, wenn man beim ersten Mal zu sehr aufs Geld statt auf die Qualität geachtet hat.

5. Produktauswahl aus Gewohnheit?
Bei Kleidung und Elektronik gibt es schnell Marken-Fans. Wenn schon ein Hemd gekauft werden muss, dann von Hugo Boss. Schuhe von adidas oder Nike, Mac und Iphone von Apple, die Waschmaschine von Miele. Die teuren Chips, weil man schon als Kind gerne gegessen hat. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, mich eingeschlossen. Wenn man mit einer Sache gute Erfahrung gemacht hat, gibt es keinen Grund zum Wechsel und ist bereit, auch mal mehr dafür zu zahlen.

Wieso ein Risiko mit unbekannten Sachen eingehen?

Ich z.B. kaufe gerne Dr. Oetker-Vanillepudding und Co., weil an letzteres gute Erinnerungen an die Kindheit verbunden sind. Aber wenn man ehrlich ist: Man zahlt bei vielen Marken den Namen mit und erhält nicht automatisch bessere Qualität als bei der NoName-Konkurrenz (ich verweise noch mal auf mein Lieblingsmesser). Es kann sich also lohnen, sich umzugewöhnen und auch mal was Neues auszuprobieren. Wie auch schon bei Punkt 4 erwähnt: Nach einem Fehlgriff kann man beim nächsten Mal auch wieder auf bewährte Produkte zurückgreifen.

6. Konsumgüter werden verbraucht – Das Geld ist weg.
600€ für ein Smartphone? Ärgerlich, wenn der kleine Bruder es ist die Toilette schmeißt oder eine „Spider-App“ (gerissener Bildschirm) das Handy ziert. 350€ für den Couch-Tisch, wo keiner ein Glas abstellen darf, weil es sonst Kratzer gibt.. 40.000€ für ein Auto, was nach ein paar Jahren weniger als die Hälfte wert ist. In dem Moment, wo du etwas kaufst, ist das Geld weg. Mit einem Wiederverkauf rechne ich grundsätzlich nicht, da alles ungeplant kaputt gehen kann. Als ich mich letztlich um den Hamster von einer Freundin gekümmert habe, haben wir beim Transport des Käfigs zwei meiner Beistelltische ziemlich verkratzt. Zum Glück waren das 5€-Ikea-Tische und keine super-duper-Designer-Möbel. Dabei denke ich auch an Familien: Gerade wenn man lebhafte Kinder hat, ist die ultimative Zerstörung mancher Gegenstände (Kleidung, Spielzeug, alles Zerbrechliche) nur eine Frage der Zeit. Am Ende ist alles das gleiche Wert: 0€, aber der Einkaufspreis entscheidet über den finanziellen Verlust.

7. Gebraucht tut’s auch.
Viele Leute kaufen sich Dinge, die sie irgendwann nicht mehr brauchen. Ich will nicht wissen, was meine Oma alles in ihrem Keller gebunkert hat. Wenn es sich anbietet, nehme ich auch mal gebrauchte Gegenstände: Geschirrhandtücher, überschüssige Gläser oder Besteck. Als Studentin hatte ich einen Second Hand-Laden direkt um die Ecke, wo ich gerne mal vorbei geschaut habe. Bei Fahrrädern, Fitnessgeräten, Küchengeräten und Co. kann man bei ebay-kleinanzeigen gut erhaltene Sachen finden und im besten Fall direkt persönlich abholen. Man findet zwar nicht immer, was man sucht (weswegen ich dann vieles doch neu kaufe), aber manchmal stößt man auf ein paar Schätze, die so heutzutage gar nicht mehr hergestellt werden.

8.Prioritäten setzen – Was ist dir wichtig im Leben?
Vor lauter Sparsamkeit sollte man nicht an Lebensqualität sparen. Jeder setzt seine Prioritäten anders. Der eine liest gerne Bücher oder bastelt, der andere reist gerne, fotografiert mit voller Leidenschaft oder macht mit seinem Mountain-Bike das Gelände unsicher. Wenn man sich mehr auf Dinge fokussiert, die das Glücksgefühl erheblich steigern, machen sich kleinere Abstriche in anderen Lebensbereichen kaum bemerkbar bzw. das Sparen macht sogar mehr Spaß.

Mir sind Erinnerungen wichtig. Zeit mit der Familie, Zeit mit meinen Freunden. Auch Gegenstände, die mich schon viele Jahre begleiten (vor rund 14 Jahren habe ich bei Quelle meine erste Musikanlage gekauft, die mir immer noch treue Dienste leistet.)

8 Gedanken zu „Konsumausgaben: Was ist mir ein Produkt wert?

  1. Den Punkt mit den Prioritäten finde ich besonders wichtig und rate es auch jedem, der fürchtet, seine Lebensqualität würde leiden, wenn er versucht, Geld zu sparen: man muss sich im Klaren sein, welche Dinge einem wichtig sind und das Leben zu dem Leben machen, das man sich wünscht (davon kosten übrigens auch nicht alle Geld!) Wenn man (verständlicherweise) daran nicht sparen möchte, muss es halt konsequent an anderen Ecken sein: ob jemand dann lieber regelmäßig schön essen geht und dafür nur alle 2 Jahre in Urlaub fährt oder ob jemand auch nach dem Studium in einem WG-Zimmer wohnt und sich dafür 4 High End Mountainbikes an die Decke hängt oder aber nur 3 Tage in der Woche arbeitet, ist Folge einer individuellen Abwägung der Prioritäten und kann deshalb bei jedem etwas anders aussehen.

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  2. Schönes Thema.

    Muss ja aber zugeben ist bin ein wenig ein Qualitätsmensch. Aber gebe es halt dann auch meist nur für Dinge aus, welche mir wirklich wichtig sind. Mein sonstiger Konsum ist eigentlich relativ gering. Und beim Thema Essen habe ich eh meinen eigenen Tick.

    Aber vom Grundprizip handle ich doch schon sehr ähnlich.

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  3. Ja, an der Qualität sollte man nicht zu sehr sparen. Musste heute bei der banalen Aufgabe „Seife kaufen“ dran denken: 1,49€ für eine rote, antibakterielle Seife oder 0,65€ für ein Nachfüllpack von irgendeiner durchsichtigen Seife ohne Zusätze standen zur Auswahl. Am liebsten wäre mir ein Nachfüllpack für die antibakterielle Seife gewesen. Wegen 84 Cent Unterschied geriet ich kurz ins Wanken, welche es nun werden würde. So ein Seifenspender hält etwa ein halbes Jahr und in der Hoffnung, dass mich diese Seife vor Keimen beschützt, habe ich dann doch die „teure“ genommen. Auch ein wenig aus Gewohnheit (ich kaufe oft rote Seife). Aber bei den restlichen Einkäufen habe ich wie gewohnt zu NoName-Produkten und Eigenmarken gegriffen.

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  4. Wollte grade schreiben zu dem Thema habe ich doch schon was geschrieben 😀 aber ne ist noch nicht veröffentlicht.

    Aber stimmt auch wieder. Die Häufigkeit ist auch nicht unwichtig, wie oft man etwas kauft. Kaufe ich es einmal im halben Jahr sind 0,84 Cent jetzt nun ja zu vernachlässigen. Jeden Tag wäre dann schon wieder eine Hausnummer.

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  5. Einerseits beruhigend, andererseits erschwerend: Blogger beschäftigen sich oft mit ähnlichen Themen. Wenn man „selbst“ auf ein Thema kommt, hat meist ein anderer schon längst drüber geschrieben. Bin auf deinen Artikel gespannt. 🙂

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  6. Pingback: Black-Friday: Fluch oder Segen? | Lifestyle, Finanzen und Lebensfreude

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