Raus aus der Komfortzone! Einfach mal alles anders machen.

Maximaler Erfolg mit möglichst wenig Anstrengung, davon träumt vermutlich jeder Mensch. Überall gibt es Verlockungen, die genau das Versprechen: „Alle gesundheitlichen Beschwerden loswerden? Dann schluck einfach diese Pille.“ , „10kg abnehmen? Dann wende diesen kleinen Trick an…“, „Reich werden in 5 Jahren? Dann schaue dir mein neues Video an!“. Auch ich kann solchen Verlockungen nicht komplett ignorieren: Vielleicht versteckt sich zwischen all den Nieten eine wahre Wunderwaffe?

In meinem heutigen Beitrag geht es darum, wie ich gegen meinen inneren Schweinehund kämpfe und welche Rolle Ängste dabei spielen.

Innere Schweinehunde sind treue Haustiere

Man kann in vielerlei Hinsicht bequem sein:

  • man will sich nicht körperlich betätigen (Sport, Aufräumen)
  • man schiebt Kopf-Tätigkeiten auf (Steuererklärung, Versicherungen, Telefonate, Weiterbildung)

Man verschwendet ggf. 1000 Gedanken daran, was man „eigentlich mal tun müsste“, statt die Zeit dafür zu verwenden, die Dinge einfach zu machen. Ich habe dementsprechend eine „Bucket-List“ mit Dingen, die ich schon ewig vor mir her schiebe:

  • Steuererklärung machen
  • alte Hochschulunterlagen einscannen
  • 200 GB an Daten sortieren & archivieren (Bilder, Dokumente etc.)
  • ein Stapel ungelesener Fachbücher lesen
  • mich beruflich weiterbilden
  • regelmäßig Sport machen

Ich wünsche mir oft, ich könnte wie Darth Vader alles mit meinen Gedanken steuern: Die Wäsche wäscht sich von alleine und das Essen zaubert sich pünktlich auf den Tisch. Ich frage mich oft: Geht es nur mir so oder kaschieren andere ihre Faulheit einfach nur besser als ich?

Prokrastination & Eisenhower-Prinzip

Wenn die Aufschieberitis krankhafte Züge annimmt, redet man von Prokrastination. Etwa 10% der Deutschen sind davon betroffen (je nach Definition). Ein Beispiel für krankhafte Prokrastination ist z.B. das Nicht-Abgeben einer Prüfungsleistung, obwohl man eigentlich ausreichend Zeit dafür hatte. Man priorisiert falsch und schiebt andere Tätigkeiten (z.B. Putzen) der eigentlich wichtigeren Tätigkeit vor. Auch in Bezug auf Finanzen (Schulden nicht begleichen, Verträge nicht lesen) kann Prokrastination negative Konsequenzen haben (Schufa-Einträge, Mahnungen).

Es gibt unterschiedliche Gründe, wieso man etwas aufschiebt: Zum einen kann man unter Perfektionismus leiden (Angst vor Misserfolg), psychischen Erkrankungen haben (Depressionen, Angststörung) oder man verbindet man etwas Negatives mit der Tätigkeit (z.B. Scham, Protest). Die Gefahr von Prokrastination erhöht sich, wenn man sich seine Zeit selbst einteilen muss und keine fixe Deadline hat. Es scheitert an der Selbstorganisation.

Beruflich organisiere mich gerne anhand des Eisenhower-Prinzips. Dieses besagt, dass man sich um dringende & wichtige Dinge sofort  & selbst kümmern sollte, während man andere Themen auch noch später erledigen oder delegieren kann. Manche Themen sind so unwichtig & zeitlich unkritisch, dass man diese komplett streichen kann.

Eisenhower-Prinzip

Eisenhower-Prinzip: Wichtigkeit & Dringlichkeit

Wenn ich private Themen vor mich herschiebe, stecke ich sie gedanklich in den roten Bereich: „Ob ich das Buch lese oder nicht, ist letztlich egal.“ bzw. in den gelben Bereich: „Für die freiwillige Steuererklärung habe ich 4 Jahre Zeit, es eilt also nicht..“)

Ego-Depletion: Selbstkontrolle ist endlich

Aufschieberitis hat manchmal etwas mit fehlender Selbstkontrolle zu tun. Die Theorie der Ego-Depletion besagt:

Jeder hat nur ein begrenztes Maß an Selbstkontrolle zur Verfügung.

Selbstkontrolle ist eine endliche Ressource. Wer sehr oft Willensstärke beweisen muss (z.B. bei einer Diät, bei beruflichen Entscheidungen etc.), verbraucht seine Willensstärken-Ressource. Wer gerade im Prüfungsstress ist, lässt ggf. viel eher das Thema Ernährung und Sport schleifen. Wer einen stressigen Arbeitsalltag hatte, schreit abends plötzlich Partner und Kinder wegen Kleinigkeiten an.

Stresssituationen zehren an den Kräften des Körpers. Unser Gehirn muss mit Energie versorgt werden. Hat der Körper nicht genügend Ressourcen zur Verfügung (z.B. wegen unpassender Ernährung), wird das Gehirn schlechter versorgt und die Leistungsfähigkeit & Selbstkontrolle sinkt. Man kann diese Ressource durch Training steigern.

Selbstoptimierung – in welchen Maßen sinnvoll?

Früher habe ich einen Tagesablauf angestrebt, wie man ihn allgemein für „richtig“ hält: Sich auf Schule/Studium/Arbeit konzentrieren, soziale Kontakte pflegen, Haushalt meistern, Vereine, Sport und auf die Ernährung achten. Zeitenweise bekam ich alles gut unter den Hut, aber immer wieder wurde der „perfekte“ Rhythmus durch Querschläger aus dem Ruder gebracht. Konsequenz: Ich zweifelte an mir selbst, ärgerte mich über mein „Versagen“.

Wieso bekommen andere ihr Leben besser geregelt als ich? Wieso ist mein Wille schwächer als der von anderen?

Mittlerweile  man sehe ich das gelassener: Was man von anderen mitbekommt, ist letztlich nur ein Bruchteil bzw. die Fassade ihres Lebens. Das Außenbild spiegelt selten die Konflikte wieder, die die Personen im Hintergrund austragen. Wenn ich spontan bei manchen Freunden zu Besuch bin, kann es dort auch mal unordentlich aussehen. Wer in der Mittagspause vorbildlich Salat isst, greift abends auch mal zum Bier oder zur Schokolade. Die sonst so perfekten Nachbarn hört man nebenan auch mal streiten. Ein sehr negatives Beispiel: Wer nach außen hin als liebender Familienvater gilt, kann trotzdem Leichen im Keller haben.

Man sollte sich nicht mit dem Außenbild anderer Menschen vergleichen.

Keiner ist perfekt. Keiner hat die gleiche Lebenssituation wie man selbst. Statt ein festes Ziel oder ein konkretes Vorbild zu haben, sollte man individuell das Beste aus der eigenen Situation machen.

Konkretes Beispiel aus meinem Leben:

Letztes Jahr habe ich bewusst beschlossen: „Ich belege dieses Jahr keinen Sportkurs“, obwohl Sport allgemein als wichtig angesehen wird und ich mich deswegen immer dazu gezwungen habe. Stattdessen konzentriere ich mich mehr auf meine Ernährung, was mir viel wichtiger ist. 

25.000$-Prinzip

Beruflich und privat wende ich zur Priorisierung meiner ToDos das „25.000 Dollar-Prinzip“ an. Bei diesem Prinzip stellt man sich die Frage:

„Wenn ich nur eine Sache machen könnte, welche wäre das?“

Die Antwort auf diese Frage ist Prio 1 auf der To-Do-Liste. Diese Frage stellt man sich erneut für die weiteren Prioritäten: „Wenn ich nur 2 / 3 / 4-Sachen machen könnte..“ Die Methode ist simpel und deswegen so effektiv.

Auch in Bezug auf Sparpotentiale kann man dieses Prinzip anwenden:

Welche meiner Ausgaben sind am wichtigsten?

Beispielhaft könnte die Prioritätenliste so aussehen:

  1. Essen
  2. Kleidung am Leib
  3. Irgendein Dach überm Kopf
  4. Hygieneartikel
  5. soziale Kontakte pflegen
  6. ein gemütliches Zuhause
  7. Smartphone
  8. Ab und zu neue Kleidung
  9. Laptop / PC
  10. Friseur
  11. Auswärts essen
  12. Günstige Unterhaltung (Bücher)
  13. Versicherungen
  14. Kleinere Ausflüge
  15. Küchenhelfer (Rührgerät, Mixer..)
  16. Abos (Netflix, Spotify etc)
  17. Urlaub
  18. Vereine
  19. Hochwertiges Essen
  20. Sportkurse / Fitnesstudio

Im Studium hatte ich rund 800€ jeden Monat zur Verfügung und lebte auf 18m². Ich beschränkte mich auf das Wichtigste und hatte z.B. nur 3 Teller und nicht mal ein Rührgerät. Geld und Platz waren knapp.  Erst als Berufseinsteigerin hatte ich Geld für Versicherungen, Urlaub und Co.

Jeder setzt seine Prioritäten anders. Wer jedoch die Schulhefte seiner Kinder nicht zahlen kann, gleichzeitig raucht oder 100€ beim Friseur ausgibt, sollte meiner Meinung nach seine Prioritäten überdenken.

Mein Motto: Lieber 3 Sachen „richtig“ machen als 5 Sachen halb.

Ich bin ein großer Ausmistfan, in allen Lebensbereichen. Was einem nicht gut tut oder zu sehr von den obersten Prioritäten ablenkt, muss weg.

Ängste überwinden

Bei manchen Sachen bremsen mich meine Ängste, z.B. habe ich Angst vor schlechten Noten und Höhenangst.

Jetzt, wo ich älter bin,  versuche ich mir herzuleiten, wie sich diese Ängste entwickelt haben. Die meisten sind durch negative Erlebnisse in der Kindheit entstanden. Schon immer habe ich versucht, mich diesen Ängsten zu stellen – mal mehr, mal weniger erfolgreich. Mittlerweile weiß ich: Wenn etwas nicht klappt, wie erhofft, dann muss man sich dafür nicht schämen. Nur wer etwas wagt, hat die Chance zu gewinnen. Wer etwas gar nicht erst versucht, scheitert mit Gewissheit. 

Mittlerweile fahre ich gerne Achterbahn und bin schon 2 mal in einem Hubschrauber mitgeflogen.

dav

Helikopter-Flug (mit offenen Türen) über New York

In Bezug auf Finanzen: Lieber mit 50€ monatlich an der Börse starten als 10 Jahre lang nichts zu machen und auf den „richtigen“ Moment zu warten.

Was ich von Alex Düsseldorf Fischer gelernt habe: Es ist bereits ein Fortschritt, wenn man näher am Ziel scheitert als bei den vorigen Versuchen.

Weiteres Beispiel aus meinem Leben:

Wandle Angst in Motivation!

Da mein Vater mal in meiner Gegenwart fast erstickt ist, verfiel ich seitdem in Schockstarre, wenn sich jemand neben mir verschluckte. Bevor meine kleine Nichte auf die Welt kam, habe ich deswegen einen erste-Hilfe-Kurs besucht und mir für Erwachsene das Heimlich-Manöver eingeprägt. Seit dem bin ich entspannter, weil ich mich nicht mehr so hilflos fühle. Ich sehe Ängste nicht mehr als negativ an, sondern als Hilfe mich auf gewisse Dinge mehr zu fokussieren und daran zu wachsen.

Generell probiere ich nun viel mehr aus: VHS-Kurse, andere Musikrichtungen, andere Lebensmittel (ein Hoch auf frische rote Beete!). Statt gezielter Optimierung, setzte ich gerade auf das Brechen von Gewohnheiten. Durch das Ausprobieren neuer Dinge (selbst, wenn ich diese anfangs für Humbug halte..), habe ich das vergangene Jahr viel gelernt.

Mein persönliches Fazit

So willensschwach/unfähig, wie ich mich manchmal fühle, bin ich nicht. Ich setze nur meine Prioritäten anders. Man darf nicht immer nur darauf achten, was andere scheinbar besser können als man selbst. Stattdessen sollte man daran denken, was einen positiv von anderen hervorhebt: Ich bin z.B. noch nie durch irgendeine Prüfung gefallen, bin mit 18 in eine fremde Stadt gezogen und verdiene seit dem mein eigenes Geld.

Ich kann jedem empfehlen, immer wieder die eigene Komfortzone zu verlassen und seine Ängste zu überwinden. Man hat meistens mehr zu gewinnen als zu verlieren. Manchmal ist die Angst vorm Scheitern schlimmer als das Scheitern selbst.

„Der Mensch durchleidet im Laufe seines Lebens tausende von Qualen – manche davon erlebt er sogar wirklich.“ 

Wovor habt ihr Angst? Wie habt ihr eure Komfortzone bereits verlassen? 

20 Gedanken zu „Raus aus der Komfortzone! Einfach mal alles anders machen.

  1. Mein Tipp gegen Prokrastination (ich hoffe, richtig geschrieben. Im Zweifel war‘s die Autokorrektur 😉 ):
    Sich zwingen anzufangen mit dem Gedanken, dass man ja bloß eine Kleinigkeit macht. Also man sagt sich, dass man „nur eines der Fenster putzen wird“ oder „nur die ersten fünf Rechnungen des 10 cm Stapels wegsortieren wird“.
    Das endet dann oft so, dass man doch viel mehr macht, da man in so einem Flow drin ist, dass man so schnell doch nicht aufhört.
    So wie bei manchen Video-Spielen („nur noch eine weitere Runde“) 🙂
    Man darf nur nicht mit diesem Gedanken an die „Endlosigkeit“ bzw. „alles vollständig und perfekt machen zu wollen“ anfangen.

    Auf diese Weise hab ich schon oft plötzlich alle Fenster geputzt gehabt oder die komplette Steuererklärung fertig gemacht.
    So wie früher Civilization oder irgendwelche Ego-Shooter gespielt bis es plötzlich wieder hell war 😁.

    PS: Das hat jetzt nur einen Teilaspekt deines Blogposts betroffen, war aber das naheliegendste, was mir einfiel.
    Bezüglich Angst überwinden gilt: Sich frühzeitig für etwas anmelden oder vormerken lassen, bevor die Angst da ist. Also sich selbst frühzeitig vor vollendete Tatsachen stellen. Die Angst/Lampenfieber kommt dann erst im direkten Vorlauf, und verschwindet dann (bei mir) meist, wenn es tatsächlich los geht (ich vermute wegen Ausschüttung von Adrenalin o.ä.)…

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    • Huhu Rene, über den ersten Tipp bin ich bei der Artikelrecherche auch gestoßen. Muss ich mal testen 🙂

      Wegen der Angst: Manchmal ist es für mich gut, wenn das schlimmst Mögliche eintritt. Ich hatte z.B. früher Angst vor schlechten Noten, weil ich immer gut in der Schule war und man das von mir erwartet hat. Als ich dann wirklich mal schlechte Noten geschrieben hab, hat das die Erwartungshaltung wieder gesenkt.

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  2. Ich finde das zweischneidig – durch den Druck den man durch das ständige Spiegel vorhalten an allen Ecken und Enden auferlegt bekommt sich selbst optimieren zu müssen um zum Beispiel, den Extra Schritt gehen zu können oder eben die Komfortzone zu verlassen kann man ganz schnell in eine negativ Spirale kommen weil man dies eben nicht schafft oder dem Idealbild nicht genügt.
    Und ganz schnell wird aus Spaß dann bitterer Ernst.
    Selbst bei so Hobbyprojekten wie einem Blog schreiben… aber das würde jetzt zu weit führen 🙂

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  3. Wieder ein sehr guter Artikel in dem ich mich auch wiederfinde. Auch ich kämpfe häufiger mit Prokrastination, was vor allem an meiner meist sehr freien Zeiteinteilung liegt.
    Das Gefühl ist immer, wenn ich etwas von meiner Bucket List mache, dann bleibt irgendetwas anderes dafür liegen.
    Die Frage ist dann tatsächlich wie man seine Prioritäten setzt, und damit wofür man seine vorhandene Selbstkontrolle verwendet. Das sollte natürlich auch immer in Abstimmung mit dem Partner geschehen, denn wenn der eine es für nötig hält wöchentlich zu putzen, der andere aber seine Zeit aber lieber für andere (sinnvolle) Dinge aufwenden möchte und es stattdessen ok findet, wenn die Wohnung nur alle 2 Wochen geputzt wird, kann es Probleme geben.

    Ebenso bin ich ebenfalls ein großer Fan von „sich den eigenen Ängsten stellen“. Wobei ich mich manchmal frage, wo denn hier die Grenze sein sollte. Jeder Mensch hat Dinge die er schlecht kann und vielleicht auch deswegen eine gewisse Hemmung davor hat diese Tätigkeiten durchzuführen. Ich denke aber ebenfalls das es ok ist, etwas nicht zu können, die Frage ist, wie sehr einen das in seinem Leben oder auch seiner Arbeit einschränkt und es daher sinnvoll wäre, sich der Angst zu stellen um beim nächsten Mal weniger Probleme damit zu haben. Ansonsten macht es natürlich auch sehr viel Sinn an seinen Stärken zu arbeiten.

    Vielen Dank für den Artikel!

    P.S.: Ein paar Korrekturen, nur der Vollständigkeit halber 🙂
    – das Essen? zaubert sich pünktlich auf den Tisch
    – beim Wort Prokrastianation fehlt noch häufiger ein r

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    • Um noch mal auf deine Fragen einzugehen..
      Ich habe, glaube ich, mittlerweile mehr als die letzten 10 Jahre damit verbracht das zu tun was mir am schwersten fällt. Ein paar Beispiele folgen:

      Ich habe ein Studium gewählt, von dem ich (damals) gehört hatte, dass es eines der schwersten überhaupt sein sollte. Ich war mir sicher das ich scheitern würde. Ich habe es trotzdem versucht, da ich mich sonst wahrscheinlich mein Leben lang gefragt hätte ob ich es nicht doch hätte schaffen können. Letztendlich habe ich es, wenn auch nach ein paar extra Semestern, sogar mit einem „sehr gut“ abgeschlossen.

      Nach dem Studium schloss ich eine 3-monatige Rucksack Reise durch Lateinamerika an. Alleine. Ich bin dabei von Panama aus bis nach Honduras gereist, auch wenn ich vor der Reise in eine ganz andere Richtung wollte. Ich weiß noch wie ich mir am Anfang der Reise gesagt habe, das ich das jetzt Tag für Tag angehe. Hätte ich damals gewusst was mich dort alles erwartet wäre ich nie geflogen. Und doch bin ich durch diese Reise enorm gewachsen, in vielerlei Hinsicht.

      Ebenfalls hatte ich früher Angst vor dem Wasser. Insbesondere in der Natur, wenn man den Grund nicht sehen konnte. Auch in Träumen wurde ich häufig von Haien angefallen. Mittlerweile habe ich kumuliert einige Tage unter Wasser verbracht und habe mehrere Tauchscheine, kann Segeln, und Surfen. Das Meer ist mein Freund. Auch Haie habe ich unter Wasser gesehen und konnte sie angstfrei bewundern.

      Dann bin ich für meinen ersten Job in eine andere Stadt gezogen und habe dort 2 Jahre gelebt. Ich bin zwar mittlerweile wieder in meiner Heimatstadt, aber ich kann mir von keinem vorwerfen lassen, dass ich noch nie „rausgekommen“ wäre.

      Ich hatte schon immer Probleme damit, mit fremden Menschen umzugehen, insbesondere zu telefonieren. Das mache ich noch heute ungern, aber kurz nach meinem Berufseinstieg habe ich einen Großteil meiner Zeit damit verbracht zu telefonieren, mit der ganzen Welt. Und mein Job als IT-Berater besteht zum Großteil daraus recht feinfühlig mit manchmal nicht ganz einfachen Menschen umzugehen.

      Ich kann mir nicht vorstellen, wie mein Leben heute aussehen würde, wenn ich diese und viele andere Sachen aus Angst nicht gemacht hätte.

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      • Huhu Martin,
        Respekt, dass du schon so vieles erreicht hast! Da kannst du stolz auf dich sein.
        Ein paar Ängste lasse ich zu: Z.B. fahre ich nicht mehr hinten auf Motorrädern mit. Brauche ich einfach nicht, ist mir zu gefährlich und kann ich nicht genießen. Ich bin noch nie vom 3-Meter-Brett gesprungen und ich leb damit nun einfach. Ein paar Ängste sind für mich logisch und dürfen bleiben.

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  4. Hallo Jenny,

    für genau solche Artikel lese ich deinen Blog =)
    Du hast ja im Prinzip zwei Sachen angesprochen. Das eine ist das Verlassen der Komfortzone, sich neuen Herausforderungen stellen, seinen Alltag aufmischen, … und das andere ist die Frage, wie man sich darin nicht gleich verzettelt 😉
    Deine Lektion mit dem Eisenhower-Prinzip habe ich direkt mal angewandt und mir ein „müsste ich endlich mal machen!!!!“ für Samstag in den Kalender eingetragen.

    Dieses „Verlassen der Komfortzone“ halte ich auch für sehr wichtig. Ganz besonders inspiriert hat mich da Mr Money Mustache, der einem ja immer mit sehr drastischen Bildern (Autos sind überdimensionierte Rollstühle, wenn man sie nicht nutzt um große Lasten zu transportieren etc) vor Augen führt, wohin Bequemlichkeit und Selbsteinschränkung einen führt (körperlich und geistig). Von ihm habe ich die Einstellung übernommen, dass man es sich nicht zu leicht machen darf und dass man sich zurück entwickelt, wenn man sich nicht weiter entwickelt.
    Andi habe ich damit auch so sehr angesteckt, dass er dazu einen Blogeintrag verfasst hat, der genau das ausdrücken soll (ich hoffe, es ist ok, wenn ich den verlinke): https://finanzierpaar.home.blog/2019/07/20/wie-du-dein-gluck-mit-eigenen-haenden-schaffst/
    Hier geht es um die positiven Aspekte davon, dass man eben nicht den einfachsten Weg geht und Dinge kauft, sondern Zeit investiert um zu lernen, sie selbst zu machen.

    Tja, also ich würde sagen, das mit dem „neue Sachen ausprobieren“ haben wir schon ganz gut drauf 😉 Das mit den Ängsten … daran arbeite ich (z.B. wichtige Telefonate mit Unbekannten führen)! Und so ein Artikel wie deiner gibt einem mal wieder ordentlich Motivation dafür. Man will sich ja nicht selbst einschränken.
    Die Frage mit der Organisation und Prioritätensetzung … ok, ist angekommen, daran müssen wir arbeiten. Da merkt man dir wieder die Projektleiterin an.

    Was genau meinst du mit „Durch das Ausprobieren neuer Dinge (selbst, wenn ich diese anfangs für Humbug halte..), habe ich das vergangene Jahr viel gelernt.“? Hast du mit Absicht Sachen ausprobiert, die für Quatsch hieltest? Einfach um zu sehen, ob doch was dran ist? Ist das sozusagen eine Strategie? Oder ging es eher in die Richtung von „ich möchte ein bestimmtes Ziel erreichen und probiere alles aus, was empfohlen wird auf dem Weg dahin“?

    Viele liebe Grüße
    Anja

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    • Huhu Anja,
      Artikel dürfen bei mir gerne verlinkt werden 🙂

      Mit dem Ausprobieren meinte ich: Wenn mir jemand etwas empfiehlt, teste ich es aus und gehe die Sache positiv an. Habe z.B. eine „Rückführung“ ausprobiert, um Einblick in ein vergangenes Leben zu bekommen. Gibt viele Erfahrungsberichte zu dem Thema.
      Habe zudem schrittweise meine Ernährung umgestellt: Wenig Kohlenhydrate, wenig Milchprodukte. Früher hätte ich mir das nicht vorstellen können, aber da mein Bruder & seine Frau positive Erfahrungen gemacht haben, habe ich es trotz negativer Vorurteile einfach getestet. Ich dachte immer, ich sei „fit“, aber mit Low Carb bin ich so fit, wie ich mich noch nie gefühlt habe.
      Esse mittlerweile Bio-Produkte & Fleisch vom Metzger und bekomme „billiges“ Fleisch schon gar nicht mehr runter.
      Und so Beispiele habe ich einige. Ich habe nun Routinen, die ich früher belächelt hätte, die mir aber gut tun.

      Die 25.000$ Methode kenne ich übrigens durch die Finanzblogszene 🙂 Eigentlich hat die Finanzszene mit Maschinenbau nicht viel zu tun, aber als Bloggerin konnte ich viele Erfahrungen in anderen Bereichen anwenden. Auch durch Interviews etc. trete ich Fremden gegenüber nun lockerer auf. 🙂

      Liebe Grüße
      Jenny

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  5. Übrigens, als Ergänzung für deine Liste oben:
    Man kann auch „im Kopf“ bequem sein – indem man keine neuen Sachen mehr lernen möchte oder bei seiner eigenen vorgefassten Meinung bleibt und keine neuen Fakten/Erkenntnisse durchlässt. Oder indem man seine Vorurteile pflegt. Das ist – glaube ich – das Allerschlimmste, was einem in dieser Hinsicht passieren kann. Denn es blockiert einen in seiner weiteren Entwicklung.

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  6. Ach Angst und Komfortzone verlassen. Mit diesen Themen habe ich doch niemals zu kämpfen gehabt. 😉

    Aufschieberrites hatte ich irgendwie nur dann, wenn es Sachen im Leben gab die nicht gut waren. (In diesen Moment blickte ich in mein Zimmer, welches doch zumindest mal durchgesaugt werden muss)

    Irgendwie gehöre, zumindest ich, zu den Menschen, die wenn Sie mehr arbeiten, mehr Energie haben. Wenn ich schon 10h gearbeitet habe, dann tut das 10 min aufräumen auch nicht mehr zur Sache. Aber wenn ich morgens nicht hoch komme, wird der Tag sehr schwer.

    Dir alles gute.

    Beste Grüße aus Jena,
    Pascal

    Ps. Falls man mal nicht an sich glaubt:

    https://www.der-postillon.com/2015/03/wissenschaftlich-erwiesen-alles.html

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    • Der Studie glaub ich! 😀
      Ja, ich bin leider auch unordentlich / eine Chaotin. Bei mir ist es besser, wenn ich frei habe bzw. genug Freizeit. Sonst ist Putzen und Co. sehr weit unten auf meiner Liste.

      Bei mir ist es komischerweise genau anders rum wie bei dir: Nach einem 10h-Tag mache ich nicht mehr viel. Seit ich eine 35h-Woche habe, bin ich wieder aktiver und lese z.B. abends wieder mehr.

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  7. Hallo Jenny,

    dann schreib ich auch mal wieder einen Kommentar. Die liebe Prokrastination kannte ich im Studium auch nur zu gut. Doch leider hatte ich damals die Erfahrung gemacht, dass ich durch viele Prüfungen auch mit sagen wir mal sehr mäßiger Vorbereitung (eine maßlose Übertreibung :)) komischerweise doch viele davon geschafft habe. Das war nicht sehr förderlich. Ich hatte im ersten Semester eine Mitstudentin kennengelernt und mich abends mit ihr verabredet. Bis dahin fand ich sie ganz nett. Dann erzählte sie mir, dass sie jeden Tag um 4 Uhr in der früh aufsteht und für das Studium lernt. Dann ist sie gut vorbereitet für die Vorlesungen und wenn sie nach Hause kommt, muss sie dann nur noch ein paar Stunden lernen. Das hat mir Angst gemacht. Dazu überlegte ich mir, dass ich um 4 Uhr früh wegen Feiern manchmal ziemlich betrunken bin und damit lernen um diese Uhrzeit nicht angemessen ist. OK, so viel Selbstoptimierung ist also nicht mein Ding. Es hat dann am Ende doch gereicht. Meine einzige Angst war nur, so zu werden wie die. Aber ich war erfolgreich und konnte dieser Herausforderung widerstehen.

    Du hast mit der Höhenangst eines der Ängste angesprochen, die ich zwar nicht ausgeprägt, aber doch bei größeren Höhen habe. Ich bin gerne in den Bergen und ja, wenn es dann zu steil wird, bekomme ich etwas Höhenangst, die ich mit meinem Kopf bekämpfen muss. Inzwischen habe ich ein paar Tricks drauf und es klappt insgesamt besser. Vor kurzem habe ich einen Youtuber entdeckt, der wahnsinnig schöne Bergtouren sowohl im Winter als auch Sommer aufnimmt. Der Franz, der diese Touren aufnimmt, kommt aus dem Pongau und hat ein bisschen Dialekt. Die Videos sind gut gemacht. Darunter habe ich mir das folgende angeschaut:

    Die Königstour auf das Pongauer Matterhorn

    Ich hatte mir überlegt, was ich denn selber davon bewältigen könnte. Den ersten Berg schon, dann geht’s ewig auf einen Grad mit mehreren Gipfeln entlang. Das würde bei mir bis zu der Stelle gut klappen, wo sie dann sagen, jetzt kommt die „luftigste Stelle auf dem Grad“. Hm, ich glaube trotz aller meiner Tricks wäre an der Stelle wohl zu 90% Ende Gelände für mich. Aber das absolute Highlight ist dann das Pongauer Matterhorn. Da weiß ich, dass ich in dem Leben da nicht raufkommen werde, außer ich flieg mit dem Hubschrauber zum Gipfel. Wenn jetzt jemand mit Bergen und Bergsteigen nichts anfangen kann, ist das Video nichts. Für mich ist das aber klasse wegen der Landschaft und weil ich an den kritischen Stellen echt leiden muss. Beim zweiten Mal schauen war es dann etwas besser, aber das Matterhorn heben ich mir dann doch für das nächste Leben auf.

    Ich glaube, Selbstoptimierung kann man machen, wird aber nicht alle deine Probleme lösen und dich zu jedem Ziel bringen. Natürlich könnte ich darauf hintrainieren und versuchen, mental stärker zu werden um so einen Gipfel zu erreichen. Aber hier gilt immer: Ist der Aufwand der Selbstoptimierung mir das wirklich wert? Wie viel Kraft und Zeit muss ich einrechnen, um zumindest eine Chance zu haben?

    Bei dem Aufbau eines Depots ist mir das unvergleichbar leichter gefallen. Letztendlich musst Du ja nichts großartig tun, außer ein paar Gewohnheiten ändern. Ausgaben optimieren so weit es Sinn macht, Einnahmen steigern wo möglich und dann das Delta sparen. Wenn man motiviert ist und es regelmäßig macht, keine große Sache.

    Ich habe allerdings gemerkt, dass ich bei vielen Sachen wurschtiger geworden bin, seitdem ich finanziell frei bin. Hier meine ich die Disziplin und vermeintlich wichtige Dinge tun. Vieles ist gar nicht so wichtig und der berühmte Wohnungsputz, der bitte jede Woche stattfinden muss, damit alles blitzeblank ist, finde ich inzwischen affig. Meine Zeit damit zu verplempern, irgendwelche Flächen von kleinen Staubschichten zu befreien, habe ich auf sehr viel weniger reduziert. Genau so viele andere Sachen. Dafür mutiere ich immer mehr zum Nerd und fange an, viel mehr Dinge zu lernen. Letztes Jahr mit Spanisch begonnen und inzwischen geht so dies und das, obwohl ich sicher noch weit weg von perfekt bin. Das finde ich sinnvoller, als sich den Tag mit vermeintlich wichtigen Pflichten vollzuballern und sich gestresst zu fühlen. Das war nicht immer so, früher war ich gewissenhafter. Aber der neue Laissez-faire – Stil bekommt mir sehr viel besser.

    Grüße Oliver

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    • Hi Oliver,

      schön, hier wieder von dir zu lesen 🙂 So wenig wie ich putze, muss ich wohl auch FF sein.. Schön, dass du deine Freizeit scheinbar sehr genießt. Wenn du weiter lernst, ist das gut für die Gesundheit. Ein bisschen was für den Kopf und den Körper sollte man immer machen. Aber zu viel eben auch nicht.

      Habe mir ein paar Szenen von dem Video angeschaut. Schöne Landschaften. Aber die wandern da rum als hätten sie 3m breite Straßen vor sich. 😀 Ein falscher Tritt… Gefühlt muss man für so eine Tour ein bisschen lebensmüde sein.

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