Gedankengänge beim Spaziergang durch die Stadt

Ab und zu machen mein Freund und ich am Wochenende kleine Spaziergänge (leider viel zu selten). Dabei laufen wir gemütlich einige Kilometer in andere meist unbekannte Stadtteile. Dabei sieht man alles von alten kleinen Einfamilienhäusern, bis hin zu neuen Luxus-Einfamilienhäusern oder Hochhauskomplexen.

Als bekennender Stadtmensch werde ich dabei immer etwas wehleidig:

Will ich wirklich für immer in der Stadt wohnen?
In einer von vielen Wohnungen im Mehrfamilienhaus?
Ohne Balkon und Garten?

Da ich das Landleben als Jugendliche ziemlich grausam fand (schlechte Infrastruktur, wenig Freizeitangebote), wollte ich unbedingt in eine Stadt mit S- und U-Bahn. Von „Zug fährt alle 1-2 Stunden bis 20 Uhr“ verbesserte ich mich somit auf „Ich merke mir keine Fahrpläne mehr, die Bahn kommt alle 5 Minuten.“ Der größte Luxus ist es für mich, aktuell ein Kino um die Ecke zu haben. Welche Auswahl an Vereinen und Sportkursen man plötzlich hat, ebenso die Anzahl der Hochschulen ist für Studenten grandios. Wenn dir das eine nicht gefällt, machst du halt was anderes. Das gleiche gilt beim Arbeitsmarkt.

Gleichzeitig bin ich zwiegespalten: Als Kind bin ich in einem Neubaugebiet mit vielen anderen gleichaltrigen Kindern aufgewachsen. Wir waren viel draußen, jeder hatte einen großen Garten. Man konnte Fußball spielen, Drachen steigen lassen, im Winter Iglus bauen, ich kannte jeden Gleichaltrigen in der Umgebung, weil jeder der Bruder/Cousin vom sonst wem war.

Mittlerweile gibt es keinen Garant mehr dafür, dass man für immer an einem Ort bleibt. Für die Ausbildung oder für ein gutes Jobangebot verlässt man heutzutage schnell mal die Heimat. Meine Freundinnen schicken mir aus sämtlichen Orten der Welt Grüße zu, da die meisten sonst wo studieren bzw. Auslandssemester absolvieren.

Nun sitze ich hier und frage mich: Gibt es einen perfekten Wohnort? Habt ihr ihn vielleicht schon gefunden? Oder macht ihr das gar nur von euren Mitmenschen abhängig?

5 Gedanken zu „Gedankengänge beim Spaziergang durch die Stadt

  1. Ich glaube, man sollte nie zu sehr versuchen nach „Perfektion“ zu streben. Nicht nur, weil das prinzipiell immer teurer ist 😉 Sondern auch, weil die Suche nach Perfektion nicht glücklich machen kann. Man ändert sich. Was heute perfekt ist, ist morgen vielleicht schon nur noch Mittelmaß.

    Ich habe für mich festgestellt, dass mein Herz dort ist, wo ich zur Ruhe komme. Eigentlich spielt die Stadt in der ich wohne oder die Wohnung an sich, ihre Größe, ihre Lage, ihr Schnitt, nicht wirklich eine Rolle für mich. Es ist klasse, eine schicke Wohnung zu haben, aber ob ich mich wohl fühle hat nur selten etwas mit äußeren Umständen und viel mit meiner eigenen Einstellung zu tun.

    Ich grüße dich!

    PS: Mein erstes Mal auf deinem Blog. Du hast ja schon ordentlich veröffentlicht. Wirklich schön und finde ich echt klasse! Ich werde hier häufiger mal vorbeischauen. 🙂

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  2. Schön von dir hier zu lesen. 🙂 Danke noch mal, dass du mich dazu ermuntert hast, endlich mit dem Schreiben anzufangen. Guter Einstellung, das Lebensglück nicht an eine Stadt oder Wohnung zu binden. Ich fühle mich überall schnell wohl, wenn ich erst mal ein paar Räumlichkeiten in Beschlag genommen habe. Aber innerlich habe ich das Bedürfnis, mich irgendwo mal richtig „heimisch“ zu fühlen; wie es vermutlich jemand tut, der noch nie umgezogen ist. Ich frage mich, ob man dieses Gefühl nachträglich aufbauen kann.

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  3. Ich bin da auch eher drauf, wie die Fräulein Zaster. Finde mit dem Ort hat das gar nicht so viel zu tun. Finde es hat viel mehr mit seinen sozialen Kontakten zu tun. Daher wo ist der Partner, Freunde,… dort ist für mich eigentlich immer das Gefühl von Heimat. Heimat ist doch dort, wo das Herz ist 😉

    Daher auch meine Entscheidung zum Jobwechsel zum großen Teil. Hier ist mein sozialer Mittelpunkt jetzt wieder, vorher war es zu Hause in Hildesheim. Daran hätte auch keine schönere Wohnung etwas geändert.

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  4. Perfekt gibt es wohl eher nicht. Wenn man der Lebenssituation angepasst zufrieden ist, dann hat man doch alles was man will. Aktuell lebe ich in einem Haus im Grünen (Bahn fährt alle 30 min, das ist in Ordnung), ist zwar viel zu groß, aber es passt mir momentan so. Irgendwann verkaufe ich das Haus, wenn es zur Belastung wird und ziehe wieder in die Stadt zur Miete. Letztendlich ist mir der Ort eh ziemlich egal. Hauptsache ich habe meine Frau und ein paar persönliche Sachen um mich, mehr brauche ich nicht.

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