Wieso ich unter dem Namen „Ex-Studentin“ poste

Heute möchte ich euch einen kleinen Einblick in mein Leben geben und euch berichten, wieso ich mich unter dem Namen „Ex-Studentin“ rumtreibe.

Seit ich Ende 2013 mein duales Studium beendet habe, stöbere ich vermehrt auf Seiten rund um das Thema Finanzen. Irgendwann spürte ich das Verlangen, auch mal meinen Senf abzugeben und ein Name musste her… Die Wahl war gar nicht mal so einfach!

Diese ersten Gedanken schossen mir durch den Kopf:

  1. Wie kann ich möglichst anonym bleiben?
  2. Ein Name mit Wiedererkennungswert muss her.
  3. Der Name soll Bezug zu meinem Leben haben.
  4. Ein Wort mit viel Aussagekraft, einer „Message“ soll es sein.
  5. Er soll keine Ähnlichkeit mit anderen aktiven Usern in der Finanzwelt haben.

Der Name „Ex-Studentin“ als frische Hochschulabsolventin ist dabei zugegeben genauso einfallsreich wie „Anonym123“. Aber letztlich ist ein Studium (und die Schulzeit) eine sehr prägende Zeit. Als Kind wird der Charakter geformt, während man dank eigenem Einkommen durch eine Ausbildung oder ein Studium in die Erwachsenenwelt eintritt.

Was ich vom Studentenleben erwartet habe:
Das typische Student-Sein stellte ich mir immer sehr aufregend vor: Auszug von Zuhause, man lernt viele neue Leute auf WG-Partys kennen (am besten auch die große Liebe), gemütliche Filmeabende und muss natürlich auch ein wenig büffeln. Allerdings lernt man nicht wie in der Schule unnützes Zeug (Wolkenarten, Vermehrung von Farnen, Gedichtsanalysen), sondern etwas, was man sich selbst ausgesucht und im Arneitsleben (hoffentlich) einen Nutzen hat.

Was ich wirklich bekam:
Wenn ich nun an mein Studentenleben zurückdenke, bin ich ein wenig wehleidig, weil ich vom richtigen Studentenleben eigentlich nicht so viel mitbekommen habe. Ich habe mich für ein duales Maschinenbau-Studium entschieden. D.h. 3 Monate arbeiten und studieren im Wechsel und dadurch ein monatliches Azubi-Gehalt. Mein Stundenplan hat mich immerhin ziemlich begeistert: Technische Mechanik, Festigkeitslehre, Fertigungstechnik, E-Technik, Informatik und noch einiges mehr. Die vielen interessanten Fächer hatten zur Folge, dass ich 3 Jahre überwiegend mit Studienarbeiten, Klausuren (8 pro Semester), Hausaufgaben und Lernen verbrachte. Wurde zwar auch mit guten Noten belohnt, aber meine Party-Statistik besagt, dass ich in 3 Jahren nur auf einer Studentenparty in meiner Stadt und auf  ein paar Abi-Feten in meiner Heimat war. Das hochangepriesene Studentenleben habe ich durch meine Studienwahl ziemlich verpasst, hatte aber zum Glück durch nicht-Technik-Freunde noch ein wenig Ausgleich.

Immerhin blieben die Schattenseiten eines normalen Studiums (Bafög-Anträge, Nebenjobs) mir ebenfalls erspart, da ich durch mein duales Studium rund  800€ netto im Monat zum Leben hatte.

Was ich aus meiner untypischen Studentenzeit gelernt habe:

  1. Das erste Gehalt definiert die Grundlage für den weiteren Lebensstandard.
  2. Man kann von <1000€ gut leben.
  3. Gleichgesinnte helfen auf dem Boden zu bleiben.

Durch mein regelmäßiges Gehalt musste ich im Studium mich nicht groß mit Sparmaßnahmen befassen. Als Ingenieurin hat sich an mein Lebensstil im Vergleich zu meiner Studentenzeit kaum  geändert. Meine jetzige Wohnung ist ein wenig größer und teurer als mein Wohnheimzimmer und ich trage keine T-Shirts mit lustigen Motiven mehr auf der Arbeit. Ansonsten bin ich weiterhin ohne Auto unterwegs und treffe mich gerne mit Freunden (aufgrund der Entfernungen leider viel zu selten).

Durch meinen jungen Freundeskreis, der zum großen Teil immer noch studiert, bleibt mir ein materiell-fokussiertes Leben bisher erspart. Man kehrt regelmäßig in die Heimat zurück, veranstaltet Spieleabende, geht gemütlich irgendwo essen (bestellt Cola statt Wein), leiht sich das Auto seiner Eltern und bildet dann noch Fahrgemeinschaften.

Was ich mir in Zukunft erhoffe:
Von meinen noch studierenden Freundinnen kann ich mir ein paar Scheiben in Bezug auf ihre Abenteuerlust abschneiden: Sie schreiben mir aus sämtlichen Städten, Ländern und Kontinenten der Welt, wo sie gerade ein Auslandssemester oder ein paar Wochen Urlaub machen. In den nächsten Jahren möchte ich Step by Step selbst die Welt erkunden und habe nach dem Abi schon begonnen: London, Paris, Rom, Lugano, Zürich und Mailand konnte ich bereits von meiner „Was ich von der Welt noch sehen möchte“-Liste streichen.

Mein Fazit:
Der Name Ex-Studentin erinnert mich wehmütig an meine kurze Studentenzeit und den genügsamen, aber lebensbejahenden Lebensstil, den ich mit einem Studium verbinde. Ich hoffe, dass ich mir diese Lebenseinstellung so lange wie möglich beibehalten kann, auch wenn mein Freundeskreis sich selbst demnächst nach und nach ins Berufsleben begibt.

Was verbindet ihr mit eurem User-Namen und was habt ihr aus eurer Lehrlings-/Studentenzeit mitgenommen? Würde mich freuen, wenn ihr ein wenig über euch erzählt!

14 Gedanken zu „Wieso ich unter dem Namen „Ex-Studentin“ poste

  1. Hallo Ex-Studentin,

    mich erinnert mein Name an ein Haustier, das ich mal hatte, so ein Hamster, der eigentlich ein wenig doof war, aber süß 🙂

    Deinen Nick habe ich schon öfters in verschiedenen Blogs gelesen, aber erst vor ein paar Tagen bin ich auch auf die Idee gekommen, auf den Namen zu klicken und jetzt gucke ich öfter mal rein, wenn es recht ist…

    Im Studium, das nun auch schon einige Tage zurück liegt, habe ich hauptsächlich gelernt, wie man lernt, glaube ich. Also sich Informationen/Literatur zu einem neuen Thema zu suchen und sich in ein bislang fremdes Gebiet einzuarbeiten. Bis dahin kannte ich ja nur den Schulunterricht und für die Tests/Prüfungen/Klassenarbeiten musste man nur lernen, was der Lehrer einem übers Jahr gepaukt hatte. Das war nun anders, zuerst etwas erschreckend, aber dann auch irgendwie spannend.

    Auch mal über den Tellerrand zu schauen und sich andere Fachbereiche anzuschauen halte ich für wichtig, da spielen Studenten-WGs und -Wohnheime eine große Rolle, notfalls kann man auch mal andere Vorlesungen besuchen. Habe ich auch gemacht, was andererseits jedoch meine Studienzeit etwas erhöht hat. Sei’s drum, geistig flexibel zu sein ist wichtiger als die Studiendauer.

    Andererseits muss ich aber auch zugeben, dass ich es mir leisten konnte, meine Eltern haben mich zwar nicht viel aber ausreichend finanziert, den Rest habe ich in Ferienjobs dazuverdient. Alles in allem halte ich meine Studienzeit für die letzte ‚freie‘ Zeit meines Lebens, da kann man tatsächlich mal etwas wehmütig werden 😉

    Heutzutage kann ich Dich beglückwünschen, Deinen Studenten-Livestyle so weiter zu erhalten. Ich hatte mir das damals auch so überlegt, aber dann habe ich mich wohl doch etwas zu schnell an das Geld gewöhnt, das ich nach dem Studium verdient habe. Die Zeit fehlt mir heute (mit 46), aber ein paar Jahre habe ich ja noch.

    Bis denne,
    Oz

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    • (Mich erinnert dein Name an einen Nachnamen aus der Serie Dr. Who.) Danke für deine lange Antwort; Dauergäste sind mir natürlich herzlich willkommen. Bin auch auf die Fortsetzung von deinem jungen Blog gespannt. Bei deinen Startbedingungen sind Hopfen und Malz wirklich noch nicht verloren. Bei dir sieht man gut, wie wichtig Humankapital und die eigene Arbeitskraft sind. Ich versuche auch flexibel zu bleiben und offen für alles zu sein, um auf Dauer davon zu profitieren. Zudem macht Abwechslung im Leben/Beruf oft mehr Spaß als mit Scheuklappen durchs Leben zu laufen.

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    • Hallo wirtschaftswaise, in den letzten Jahren hast du hoffentlich genug Gesellschaft gefunden (schön, dass du hier gelandet bist). Mir geht es da ähnlich. Privat ist es furchtbar schwer, sich intensiv über Investitionen zu unterhalten. Will man vielleicht auch nicht mit jedem. Ich bin wirklich froh, dass es heutzutage eine große und freundliche Community gibt, mit der man sich austauschen und lernen kann.

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  2. Mein Name? Ist mein Vorname 🙂
    Zum Studium denke ich, wenn man nicht gerade irgendwas esoterisches, apokalyptisches studiert und in einer überschaubaren Zeit fertig werden will, kann man das Lotterleben und die Party´s vergessen. Während meines Ingenieurstudiums (Gott, schon wieder 20 Jahre her), war lernen, Semesterarbeiten, Praktika etc. angesagt. Wenn ich heute mitbekomme, wie die Anforderungen sind, dann ist das noch straffer geworden.
    Klar kann man 16 Semester Biologie studieren, da hat man 8 Semester Party dabei. Diese Leute treiben sich aber auch nicht auf Finanzblogs rum.

    Während des Studiums habe ich mich finanziell sehr leicht getan. Meine Frau hat Vollzeit gearbeitet und alles was ich nebenher verdient habe, kam unserem „Luxus“ zu gute. Nach dem Studium gleich Haus gebaut, also auch keine großen Sprünge möglich. Eigentlich bin ich es gewohnt relativ bescheiden zu leben. Durchschnittsauto, am liebsten Jeans, Turnschuhe und Sweat-Shirt. Also bescheiden ist relativ, mir geht es sehr gut und ich kaufe mir, was ich will. Wofür wir sehr viel Geld ausgeben, sind unsere Urlaube. Da sind 6.000 € (für 2) durchaus normal. Da spare ich nicht. Ebenso gut Essen gehen. Nicht oft, aber da sind schon mal 100 – 150 € weg (auch für 2 ^^).

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    • Jeans und Turnschuhe sind bei mir auf der Arbeit zum Glück auch Standard-Dresscode. Ich wollte nie einen Beruf, in dem ich abends noch Anzugshosen bügeln oder mich umziehen muss, wenn man danach noch was unternimmt. Über deine hohen Urlaubsausgaben und Essen war ich beim ersten Lesen kurz überrascht, aber wenn ich mich recht entsinne, hast du das Glück, sehr gut zu verdienen, wodurch du ja trotzdem noch traumhafte 2000€ im Monat beiseite gelegt bekommst. In Bezug auf meinen vorigen Artikel (Frauen und Karrierechancen) und deinen Satz „Meine Frau hat Vollzeit gearbeitet“: Darf ich Fragen, ob deine Frau geschafft hat, beruflich am Ball zu bleiben?

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  3. Um ehrlich zu sein mein duales Studium war sehr ähnlich. Im Gegensatz zu all den Freunden war ich nur am arbeiten. Dabei habe ich eigentlich auch gelernt recht bescheiden zu sein, weil viel Geld einfach fürs Pendeln drauf gegangen ist, aber lies es nach dem Studium schon etwas ausufern kurzzeitig. Im Nachhinein muss ich aber sagen war eine gute Sache, wenn ich die studierenden Freunde ansehe. Ich bin vielen schon sehr viele Schritt voraus, weil sie halt alles etwas lockerer angehen.

    Ach und der Nickname einfach eine Zusammensetzung zwischen Vor und Nachname. Die Namen vom Zocken früher wollte ich doch nicht so benutzen.

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    • Ich wollte auch keinen alten Namen von anderen Foren o.Ä. nehmen. Dann kann ich eventuelle Mails (auch Spam..) besser zuordnen. Ich sehe bei meine Freunden auch, dass kaum einer in Regelstudienzeit fertig wird oder man sich ggf. nochmal komplett umorientiert. Hinzu kommt, dass viele im Gegensatz zu mir direkt noch einen Master (oder gar Doktor) dran hängen.

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    • Mir ging es bei meiner Blog-Eröffnung so. Ich wollte meinen Blog eigentlich nicht einfach „exstudentin“ nennen, sondern eine bessere Message mitgeben. „Lebenswert“ hätte es werden sollen, aber irgendwer war da rund 10 Jahre schneller als ich.

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  4. Ich fürchte, ein duales Studium ist schon ganz schön hart. Mein E-Technik-Studium (Dip.-Ing.) habe ich im Rückblick als ganz entspannt empfunden. (Ich fürchte, dass man die Vergangenheit etwas verklärt.. ;-)!) Das Studentenleben im Wohnheim möchte ich auf jeden Fall nicht verpasst haben. Schließlich habe ich da meine Frau kennengelernt ;-)!
    Die o.g. „Schattenseiten“ habe ich gar nicht als so schlimm erlebt – Nebenjobs hatte ich sowohl an der Uni als auch in einer Firma. Beides hat sich im Rückblick als sehr sinnvoll erwiesen, da ich wichtige Kontakte knüpfen konnte. Wer alternativ im Nebenjob kellnert, lernt natürlich weniger für’s Berufsleben.
    Ich wünsche Dir, liebe Ex-Studentin, auf jeden Fall, dass Du den Lebensstil nur langsam den neuen Möglichkeiten anpasst. Übertreibe es aber auch nicht mit der Sparsamkeit. Gerade in jungen Jahren sollte man etwas erleben – falls mal Nachwuchs anstehen sollte, werden die Möglichkeiten deutlich eingeschränkt sein.

    Liebe Grüße
    Dummerchen

    PS: Hach, herrlich dieses neue Layout! Alles so schön pink hier :-)!

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    • Privat bin ich eigentlich nicht so das typische Mädchen. Ich wähle deswegen bewusst solche kitschigen Farben, damit keiner meiner Kollegen mich hier erkennt *hust*. Meine Wohnheimszeit möchte ich auch nicht missen. War ein privates Wohnheim, wo viele Nicht-Studenten untergebracht waren (viele Arbeitslose). 20er-WG mit Gemeinschaftsbad und -küche. Hygenisch unter aller Sau, ziemlich runtergekommen und es wurde viel geklaut. Habe oft der Polizei die Tür aufgemacht und sogar selbst mal die Feuerwehr gerufen. Absurderweise war die Zeit dadurch ziemlich aufregend, weil immer was los war. Das hat mich ziemlich abgehärtet, ohne dass es negativ auf mich abgefärbt hat (hoffe ich). Könnte einen Blog alleine über dieses Wohnheim schreiben. Hatte auch einige nette und verrückte Mitbewohner dabei, die ich sonst nie kennen gelernt hätte. Ein normales Studentenwohnheim ist da sicherlich eine bessere Partnerbörse. 🙂 Auch wenn es oft heißt „50% Scheidungsrate“, denke ich mir: Dafür gibt es auch 50%, die zusammenbleiben. Es ist schön zu lesen, dass hier doch einige auf lange Partnerschaften setzen [und andere den Partner fürs Leben hoffentlich auch noch finden werden]. Der Finanzwesir steuert wie meine Eltern auf seine Silberhochzeit zu und mein Freund begleitet mich auch immerhin schon seit 5 Jahren.

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    • Sechser-WGs sind auch nicht immer einfach. Vor allem wenn es 3 gegen 3 sind und keine Beschlüsse möglich sind. Aber man lernt viele Menschen kennen und wird offener und kontaktfreudiger 😊.
      Auch wenn wir hier immer mehr off-topic abdriften. Ja, lange Partnerschaften sind möglich allerdings alles andere als Selbstläufer. Es ist völlig egal, wie lange man schon zusammen ist – Sicherheit, dass es immer so bleiben wird hat man nie. Reden, reden, reden. Auch vermeintliche Nichtigkeiten, die aber stören, können echte Krisen auslösen. Offenheit und Ehrlichkeit sind wichtig und werden manchmal aus falscher Rücksichtnahme unterdrückt.
      Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen, dass es bei dir weiterhin passt.
      Liebe Grüße,
      Dummerchen

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