Im letzten Beitrag habe ich bereits angekündigt, dass es doch tatsächlich den ersten Gastbeitrag auf meinem Blog geben wird. Max und seinen Blog mafis90.de werden viele meiner Leser sicherlich schon kennen. Bei mir wird er heute ein wenig über seinen beruflichen Werdegang und seine Erfahrung mit dem dualen Studium berichten.
Ursprünglich hatte ich sogar 2 weitere Gastbeiträge geplant: Aber Alina, die mich erst auf die Idee brachte, antwortet leider nicht auf meine Mails (Melde dich, falls du das hier liest). Kilian von finanzdurchblick.net hingegen hat mir bereits einiges über sein Studium erzählt: Er studiert Medizin beim Bund, kommt aber aktuell (typisch dualer Student) leider nicht mal dazu, auf seinem eigenen Blog Artikel zu veröffentlichen. Wünschen wir ihm also viel Glück bei den letzten Prüfungen, damit er bald wieder für Lesestoff sorgt.
Umso mehr freut es mich, dass Max die Zeit und Motivation hatte, was zum Thema beizutragen. Max hat 2013 sein duales Studium in Wirtschaftsinformatik beendet und bloggt aktiv und abwechslungsreich über Lifestyle, Finanzen, Beruf, Sport.. und alles, was ihn gerade beschäftigt.
Also Max, the stage is yours ~

Max alias „mafis“
Mein Name ist Maximilian Fischer. Besser bekannt als mafis aus den Kommentaren. Jenny hatte nachgefragt, ob ich nicht mal meine Sicht zum dualen Studium schreiben will. Klar mache ich dort mit.
Wie die Idee des dualen Studiums geboren wurde
Das duale Studium war bei mir ein glücklicher Zufall. Worüber ich heute noch sehr dankbar bin. Geplant war ein duales Studium nicht. Aber fangen wir fast ganz vorne an. Vor sieben Jahren hatte ich eine schulische Ausbildung gemacht. Kaufmännischer Assistent für Wirtschaftsinformatik in Kombination mit einem Fachabitur. Mein Ziel war es nach dem Fachabitur ein typisches Informatik Studium zu beginnen. Ganz klassisch. Für das Fachabitur war neben dem schulischen Teil noch ein Praktikum über ein halbes Jahr nötig. Also bewarb ich mich in verschiedenen Unternehmen in der Gegend und bekam von einer kleinen Firma mit knapp 20 Mitarbeitern eine Zusage. Perfekt. Ein halbes Jahr Praktikum und dann geht’s zur Uni. Denkste.
Mit der Zeit hat das Praktikum richtig Spaß gemacht. Die Firma wollte mich dann nicht einfach gehen lassen. Ich wollte aber studieren. Mein ehemaliger Teamleiter triggerte dann das Thema duales Studium an, welches ich vorher nie in Betracht gezogen habe bzw. nie von gehört hatte. Der Gedanke gefiel mir aber. Studieren und Geld verdienen lässt ein paar Sorgen wegfallen. So suchten wir dann gemeinsam die notwendigen Informationen zusammen. Die Wahl der Universität war mehr eine räumliche Wahl als eine der Uni.
Irgendwie musste man schließlich zwischen Arbeitgeber und Universitätsstandort einen Kompromiss finden. Am Schluss fiel die Entscheidung auf die Berufsakademie Leibniz in Hannover. Knapp 100 Kilometer weit entfernt. Nicht toll zum Pendeln, aber gut möglich über die Autobahn.
Das Studium war Wirtschaftsinfomatik. Denn leider gab es kein Informatik Studium in der Nähe. Dies ist mir anfangs so einige Male sauer aufgestoßen. Denn schließlich wollte ich Informatik machen.
Die Verträge wurden gemacht. So kam ich zum dualen Studium. Eine Reihe glücklicher Zufälle und weniger ein geplanter Prozess mit Bewerbungen und allen drum und dran. Mein Praktikum endete im Dezember. Die Uni begann dann im August. Die Zeit dort zwischen verbrachte ich als Mitarbeiter im Unternehmen auf 400€ Basis.
Ablauf des Studiums
Mit der Zeit kamen dann immer mehr Informationen von der Universität zum Ablauf des Studiums. Das duale Studium ging insgesamt drei Jahre von August 2010 bis zum Juli 2013. Der zeitliche Ablauf war Blockunterricht, immer ein Wechsel von drei Monaten im Unternehmen und drei Monaten in der Uni. Aus persönlicher Sicht eine perfekte Lösung, weil ich mich immer so auf den jeweiligen Block konzentrieren konnte. Während des Blocks wurde dann eine Handzahl von Modulen durchgenommen und gegen Ende des Blocks die Prüfungen geschrieben. Während der Unizeiten hatten wir wohl um die 20-30 Stunden pro Woche an Unterricht. Von daher fand ich die Gesamtbelastung meist gar nicht so schlimm. Ich war aber nie derjenige, welcher Stunden über Stunden lernt. Grade der Informatikstoff war für mich immer leicht. In Wirtschaft musste ich einige Mal etwas Zeit investieren, aber dennoch war alles machbar.
Zum Lernen haben wir meist Sessions über das Web gemacht, um gemeinsam den Stoff in den Kopf zu bekommen. Ansonsten muss ich sagen: Ein wirkliches Studentenleben gab es fast nie. Viel mehr erinnerte alles ein wenig an Schule. Wir hatten einen festen Plan für die Module, bis auf ein Wahlmodul und der Stundenplan war fest. Dabei saß man fast immer mit den selben 25 Leuten zusammen. Alles erinnerte an Schule. Nur das man bezahlt wird und am Ende ein Studium fertig hat.
Die einzig nervige Zeit war für mich immer nur kurz vor einem Uniblock. Denn zu Beginn jedes Blocks mussten wir eine wissenschaftliche Arbeit abgeben. Die musste dann neben dem Job geschrieben werden. Dort musste jedoch ebenso vieles fertig werden, weil ich ja drei Monate weg bin. Bei der ersten Arbeit hat mich dies fast zerrissen. Denn dort habe ich dann mal gut und gerne um die 80-90 Stunden pro Woche für Arbeit und Uni investiert. Mit der Zeit gingen die Arbeiten zum Glück einfacher von der Hand.
Mein „Problem“ war halt in so einem kleinen Unternehmen ein duales Studium zu machen. Viele andere meines Jahrgangs wurden wie ein Auszubildender während ihres Studiums behandelt. Von Abteilung zu Abteilung und so weiter. Bei mir nicht. Ich war als Softwareentwickler im Unternehmen und habe entsprechende Aufgaben erledigt.
Resümee zum Studium
Nach drei Jahren hatte ich das Studium überstanden mit einer 2,1 als Abschluss. Vielleicht wäre mehr drin gewesen, aber dies ist eine andere Geschichte. Während des Studiums hatte ich mich doch mehrmals gefragt, ob ich hier das Richtige mache. Durch den Druck über die Verträge war ein Aufgeben aber keine Option und so zog ich das Studium durch.
Im Nachhinein bin ich doch mit allen Entscheidungen sehr glücklich. Selbst mit dem gewählten Studium Wirtschaftsinformatik, welches zu 70% aus Wirtschaft und nur zu 30% aus Informatik bestand. Grade in meinen Job der Softwareentwicklung ist die Praxis doch meist deutlich wichtiger als die Theorie. Hingegen bringen mir die theoretischen Grundlagen im Alltag viel mehr als gedacht. Grade da in letzter Zeit ja auch das Thema Investieren und somit viel BWL Verständnis in mein Leben gekommen ist.
Ob das Studium mich in meinen Job als Softwareentwickler gestärkt hat? Schwierig. Ich habe eindeutig dadurch eine Weitsicht aus unternehmerischer Sicht, welche ein normaler Softwareentwickler nicht hat. Ansonsten hat mich glaube meine Arbeit in einem so kleinen Unternehmen wohl abgehärtet. Belastung und Stress ist Alltag und nicht die Ausnahme.
Von daher hat mich das duale Studium wohl in sich weitergebracht und viel weniger die Themen, welche ich dort gelernt habe. Eine Erfahrung, welche ich selbst nicht missen wollte. Ich denke diese Doppelbelastung importiert schon den ein oder anderen Arbeitgeber und hinzu ist eine Weitsicht ebenso nicht schlechtes, aber am Ende muss man trotzdem die Leistung bringen.
So ging es nach dem Studium weiter
Aus verschiedenen Gründen habe ich damals den Arbeitgeber nach dem dualen Studium gewechselt. Nach zwei Jahren dann schon wieder. Ob dies mit dem Studium zusammenhängt? Keine Ahnung. Aber es hat mir wohl ein paar Türen geöffnet, welche sonst nicht so leicht aufgegangen wären. Zum Beispiel den Master an der Fernuniversität in Hagen. Hagen hat mich dabei problemlos aufgenommen mit meinen Abschluss. Nur muss ich knapp 30 Creditpoints extra sammeln, weil mein Bachelor nur aus 180 Creditpoints bestand. Der Aufwand dazu sind drei Module oder ein Betriebspraktikum, wobei der Arbeitsplatz als Betriebspraktikum genutzt werden kann. Der Reiz für den Master entstand dabei nicht sofort, sondern hat gut ein Jahr gebraucht. Auch weniger aus beruflicher Sicht, sondern aus Interesse an den Themen im Studium. Nirgends kriegt man so günstig so gutes Lernmaterial. Ein Modul kostet ca. 50 €. Dafür bekommt teilweise nicht mal ein gutes Buch über ein Thema.
Persönliches Fazit
Die große Frage nun am Ende: Würde ich es wiederholen? Obwohl manche Zeiten sehr schwierig waren, würde ich das duale Studium wohl nochmal machen. Nirgends kriegt man so viel Input und kann trotzdem so viel von der realen Welt. Vielleicht würde ich das duale Studium in einem größeren Unternehmen machen, wo man die Zusammenhänge viel besser sichtbar machen kann.
Jedoch muss ich klar sagen: Als Softwareentwickler kann man anderswo viel mehr reißen in der Zeit. Als Entwickler habe ich das meiste in der Praxiszeit gelernt, welches mich heute noch sehr voran bringt. Von daher sollte man das Studium immer für sich abwägen. Falls ein Studium einem persönlich wichtig ist für seine Karriere, würde ich immer versuchen ein duales Studium zu bekommen. Die finanzielle Sicherheit durch das Gehalt und den Input in sehr kurzer Zeit sind schon viel wert.
Danke, Max! Ich hoffe, ihr habt durch diesen Gastbeitrag einen besseren Einblick in das Studium bekommen. Habt ihr vielleicht noch ein paar Bemerkungen oder Fragen zu Werdegang?
Ein sehr schöner Bericht über das duale Studium. Hat mir sehr gefallen, darüber zu lesen. Ich habe in meinem (kurzen) Berufsleben einige duale Studenten kennen gelernt und habe die Erfahrung gemacht, dass diese Art von ‚Ausbildung‘ sehr gut für die Arbeit im Betrieb und somit das Angestelltenverhältnis ist. Aber gerade der sehr volle Lehrplan und die Zeit im Betrieb, lassen es ja fast nicht zu, dass der Student sich auch mal nach rechts oder links orientieren kann.
Ich selbst habe an der Universität studiert. Ich bin sehr froh über diese Entscheidung. Besonders der Freiheitsgrad der Forschung und die interdisziplinäre Arbeit haben mir viel Spaß gemacht und mich und meinen jetztigen Arbeitsstil geprät.
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Hey,
im dualen Studium wird man förmlich hingezüchtet auf das Unternehmen. Bei mir weniger, weil meine Firma sehr klein war. Aber grade bei größeren Firmen, wie Continental habe ich das gemerkt, wie die Leute perfekt in das Angestelltenverhältnis und einen Job reingearbeitet werden.
Das mit dem Rechts und Links orientieren fehlte wirklich. Man hat keine Zeit und will eigentlich das Risiko nicht eingehen. Nicht bestehen war halt keine Option. Das wäre „teuer“ geworden, weil man Notfalls alles zurückzahlen muss an Studiengebühren.
Aber schön das bei dir das mit dem freien Studium so gut geklappt hat. Ich weiß nicht, ob ich da wirklich glücklicher gewesen wäre. Ich liebe ja diesen Stress doch etwas. Auch wenn er mich am Anfang etwas aufgefressen hat.
Gruß,
mafis
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An sich rate ich auch nicht jedem zu einem dualen Studium und kann nun auch nicht behaupten, dass es besser ist als ein FH oder Uni-Studium. An einer normalen Hochschule hat man mehr Freiheiten, was positiv und negativ sein kann: Mehr Wahlfächer, freie Zeiteinteilung, Praktika, Hiwi-Jobs, Nebenjob um das Studium zu finanzieren.. Es kann alles rauskommen. Man kann nach dem Studium total selbstständig sein oder sich überall so durchmogeln.
Beim dualen Studium wirst du ein bisschen in den Hintern getreten, was ich wie Max ein bisschen gebraucht habe..Ich brauche komischerweise auch immer ein wenig Stress.
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