Alternde Gesellschaft – notwendige Optimierungen unseres Sozialsystems

Mittlerweile habe ich einige Artikel über Rente und Altersvorsorge geschrieben. Dabei drehte es sich aber stets um das Thema: „Wie wird sich das aktuelle Rentensystem auf das zukünftige Leben auswirken?“ Dabei war das Fazit meist ein wenig nüchtern, da wir durch die alternde Gesellschaft auf eine große Altersarmut zusteuern. Heute stelle ich mir deswegen eine andere Frage:

Was müsste man tun, um der alternden Gesellschaftsstruktur entgegenzutreten?

Der Bedarf in der Zukunft ist ungewiss
Meine Ausgaben in Zukunft sind für mich aktuell die größte Unbekannte, wenn ich an das Ziel der finanziellen Freiheit denke. Aufgrund des zunehmenden Durchschnittsalters und der steigenden Lebenserwartung gehe ich davon aus, dass die Krankenkassen die Leistungen reduzieren und hohe Zuzahlungen im Alter fordern (Tun sie ja teilweise auch jetzt schon). Auch, wenn man heute durch eine sparsame Lebensweise gut über die Runden kommen kann, muss das lange noch nicht für die nächsten 70 Jahre gelten. Neue Hüfte? Chemo-Therapie? 12.000€ Zuzahlung bitte. Medikamente? Bis zu 100€ im Monat Selbstbeteiligung. Erneute Einführung einer Praxisgebühr, Hand zur Begrüßung schütteln kostet extra. Sterbehilfe wird einem nahe gelegt, wenn man die lebenserhaltenden Maßnahmen nicht aus eigener Tasche zahlen kann. Alles ist möglich. Auch beliebig hohe Steuern können das mühsam erarbeitete schnell zunichte machen. Renteneintritt mit 70 oder gesetzliche Rente/Grundsicherung gibt es nur, wenn das eigene Ersparte aufgebraucht ist. Falls es überhaupt noch eine gesetzliche Rente gibt.

Solche Themen gehen mir durch den Kopf und sicherlich auch vielen anderen meiner Generation. 10-15 Jahre weiterdenken, das geht schon. 45-70 Jahre wie in meinem Fall halte ich hingegen für unplanbar. In der Zeit haben meine Vorfahren 2 Weltkriege erlebt.

Optimierungsbedarf für die Versorgung von Senioren
In meinem Beruf entwickle ich Produktionsanlagen und ich denke mir: Konsumgüter werden in großen Massen produziert. Wieso sollte es nicht auch möglich sein, Gesundheitsleistungen bezahlbarer zu machen? In den letzten Jahrzehnten ist der Stand der Technik enorm gestiegen. Preise werden in der Gesundheitsbranche künstlich hoch gehalten, weil man so nun mal mehr Geld verdient. Meine innere Kapitalistin streitet mit der kleinen Kommunistin in mir.

Die gestiegene Produktivität sollte jedem ein schönes Leben ermöglichen.

Während früher die 10-köpfige Familie auf den Äckern schuftete, gibt es nun selbstfahrende Erntemaschinen. Dort muss also nicht mal jemand drin sitzen: Wie ein Putzroboter fahren die Geräte ihre Bahnen. Auch Medikamente kann man zu geringem Preis produzieren, das teuerste sind die vorher notwendigen Forschungen und Tests. Was mich erschreckt, ist das man bei jedem Husten heutzutage schnell zu Medikamenten greift. Als ich im Studium mal eine schwere Erkältung hatte und ich schnellst möglich wieder fit für meine Prüfungen werden wollte, fragte ich den Arzt, welche medizinischen Möglichkeiten es gäbe. Er meinte:

„Ich kann Ihnen nun Medikamente verschreiben und Sie sind in 5 Tagen wieder fit. Wenn Sie keine Medikamente nehmen, sind es auch 5 Tage.“

Der beste Rat, den ich je von einem Arzt bekommen habe. Gilt natürlich nicht für schwere Krankheiten, aber seit rund 4-5 Jahren nehme ich keine Medikamente mehr, außer Kopfschmerztabletten (bin ich die einzige Frau, die öfter mal Kopfschmerzen hat?). Mancherlei natürliche Heilmittel werden heutzutage von chemischen Wirkstoffen verdrängt.

Man kann darüber streiten, aber ich bin der Meinung das es einen Haken gibt, Versorgungskosten zur Staatsangelegenheit zu machen: Die Geldgier treibt die Leute mehr an als die Sorge ums Allgemeinwohl. Wer sich selbstständig macht oder Forschung betreibt, macht dies sicherlich auch aus Berufung. Aber am Ende ist die Wirtschaft nunmal profitgesteuert. Ich muss mir selbst an die eigene Nase packen, dass ich vielleicht andere berufliche Wege eingeschlagen hätte, wenn es finanziell keinen Unterschied gemacht hätte.

Der Kapitalismus sorgt für den technischen Fortschritt.

Wir benötigen also einen gesunden Mittelweg zwischen Vorantreiben des technischen Fortschritts, Sozialismus und Vermeidung von Ausbeutung.

Konzentration aufs Wesentliche statt Konsumgesellschaft
Ich möchte nun nicht unser ganzes Wirtschaftssystem niedermachen und wünsche mir auch nicht, dass wir alle ohne technische Geräte in einer Wellblechhütte wohnen. Ganz im Gegenteil. Dennoch würde ich mir wünschen, dass das Miteinander wieder mehr gefördert wird. D.h. flexible Arbeitszeiten, damit Arbeitnehmer an der Pflege ihrer Angehörigen teilhaben können. Mehr Senioren-Wohnungen, sodass Häuser nicht jahrelang von einer Person in Beschlag genommen werden und besser versorgt werden können. Eine bessere Infrastruktur, sodass ältere Menschen möglichst lang ohne Auto mobil sein können. Bald schon wird jeder Zweite in Deutschland über 50 sein. Die Kaufkraft der zukünftigen Senioren wird aus meiner Sicht aber geringer sein als heute, da das verfügbare Einkommen pro Kopf wesentlich geringer sein wird als das der jetzigen Rentner.

Senioren sorgen gut fürs Alter vor
Es wäre natürlich der Optimalfall, wenn die meisten Senioren bereits ausreichend privat vorgesorgt hätten. Private Vorsorge oder staatlich unterstützte Konstrukte (Betriebliche Altersvorsorge/Riesterrente) können aber nur begrenzt und nicht jeden vor der Altersarmut retten. Der erste Kommentator meines letzten Beitrags (von Felix) wies mich darauf hin, dass die nächsten Generationen viel erben werden, da z.B. nichts durch Kriege zerstört wurde. Die kriegslose Zeit wird hoffentlich anhalten, aber dennoch kann man leider nicht voraussetzen, dass jeder mal auf einem Erbe aufbauen kann. Dadurch, dass es weniger Kinder gibt, muss zumindest weniger geteilt werden..

Nachwuchs um jeden Preis
Kinder werden aus meiner Sicht ein wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge. Ohne junge Leute stirbt eine Gesellschaft aus und es gibt keinen mehr, der arbeiten und sich um den älteren Teil der Gesellschaft kümmern kann. Junge Menschen aus anderen Ländern werden deswegen die Zelte bei uns aufschlagen. Überall wird händeringend nach ausbildungswilligen Leuten gesucht. Als Ausbildungsverantwortliche in meiner Abteilung bekomme ich schon jetzt ein wenig davon mit: Stellen bleiben unbesetzt, Monatsgehälter von 1500€ für duale Studenten sind in großen Firmen keine Seltenheit. Ich bin wegen dieser Entwicklung ziemlich optimistisch, dass auch Eltern immer mehr Unterstützung erhalten, in Form von Elterngeld, flexiblen Arbeitszeiten und besserer Kinderbetreuung.

Mein Fazit
Wie so oft kann ich nur schreiben:

Es kann alles total schlimm werden, muss aber nicht.

Es kann durchaus sein, dass in den nächsten Jahrzehnten von Politikern einige -jetzt noch undenkbare- Entscheidungen getroffen werden. Mir fällt es schwer, meine Zukunft in die Hände von ein paar Politikern und Lobbyisten zu legen, die nicht zwangsläufig in meinem Interesse handeln. Dennoch bleibt mir nichts anderen zu hoffen, dass unsere Gesellschaft, von der wir alle ein Teil sind, schlau genug ist, an das Allgemeinwohl zu denken ohne einzelne Gruppen stark zu benachteiligen.

Welche Optimierungen könnte unsere Gesellschaft eurer Meinung nach vertragen?

23 Gedanken zu „Alternde Gesellschaft – notwendige Optimierungen unseres Sozialsystems

  1. Wir alle sind Teil der Gesellschaft, ob wir wollen oder nicht. Auch mit der viel diskutierten finanziellen Freiheit kann man sich nicht allen Entwicklungen entziehen. Aber es hilft sicherlich etwas sich zu emanzipieren, wenn man nicht allen Entwicklungen komplett hilflos ausgeliefert ist.
    Wenn das finanziell der Fall ist, dann habe ich den „Luxus“ mich um meinen Geist zu kümmern, wenn mir etwas nicht gefällt.

    Klingt etwas esoterisch aber ich bin der Meinung materielle Freiheit erleichtert geistige Freiheit. Ob man diese durch Verzicht oder durch Vermögensaufbau erreicht ist glaub ich zweitrangig.

    Viele Grüße
    Alex

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    • So esoterisch klingt das gar nicht. Wir haben heutzutage den Luxus, dass wir mit Gütern und Möglichkeiten überschwemmt werden, sodass wir über jede Erleichterung im Leben froh sind. Die schönsten Momente in meinem Leben waren, spontan gesagt, eigentlich die, wo ich mich einfach mal auf eine Sache konzentrieren und entspannen konnte.

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  2. Ich sehe das ganze Thema ja nicht ganz so pessimistisch. Stephan Hawking hat mal gesagt die nächsten 100 Jahre entscheiden, ob die Menschheit überlebt oder nicht. Den Gedanken finde ich nicht so abwägig. Obwohl ich eher in eine positive Richtung denke.

    Die Gesellschaft muss sich mehr auf Dinge konzentrieren, wie Bildung, Gleichstellung. Nicht nur in Deutschland sondern weltweit. Niemand darf es wirklich schlecht gehen. Je nach Leistung aber kann natürlich einer besser dastehen als ein anderer. Deswegen mag ich die Gedanken des Kommunismus auch nicht.

    Aus meiner Sicht für die Zukunft denke ich. Ich gehe meinen Weg und wenn Steine im Weg liegen muss man halt einen anderen Weg finden oder drüber klettern. Dies wird nie aufhören, aber irgendwann komme ich trotzdem ans Ziel. Auch wenn das Ziel vielleicht noch getrübt ist. Hauptsache der Weg dorthin macht Spaß und bringt mich weiter.

    Gruß,
    mafis

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    • Ich bin kein Mensch der Extreme, weswegen ich auch keine Kommunistin bin. Was ich mir aber oft denke: Den Wohlstand einer ganzen Gesellschaft misst man an der Lebenssituation derer, denen es am schlechtesten geht. In den westlichen Ländern können wir uns da nicht beschweren. Aber in anderen Ländern sieht es da schlechter aus und wer weiß, was sich noch alles ändert. Von den antiken Hochkulturen aus sind wir zwischendrin auch ziemlich tief gefallen. Was ich mich oft Frage ist: Angenommen, wir würden auf eine weitere intelligente Lebensform treffen, welche sozialen Strukturen hätten sich da wohl bewährt?

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  3. Ich bin bei einer ganzen Reihe von Punkten anderer Meinung und bei weitem nicht so pessimistisch wie Du. Der Grund liegt darin, dass ich es inzwischen als einen Fehler ansehe, stur nur die Köpfe zu zählen und darauf zu schliessen, wie die Belastungen des Einzelnen sind. Die Welt und vor allem die Wirtschaft sowie die Art, wie wir leben wird sich die nächsten Jahrzehnte sehr stark verändern. Das Arbeitsergebnis des Einzelnen wird Jahr für Jahr immer unwichtiger. Du hast eine Sache mit dem automatischen Trekker bereits beschrieben. Es wird immer mehr automatisiert und ein Einzelner kann dadurch immer mehr Aufgaben übernehmen. Der Einzelne wird in 30 Jahren mit Sicherheit keine 40 Stunden mehr arbeiten, dafür aber anders. Arbeitnehmer werden im Verbund mit immer mehr leistungsfähigeren Maschinen und Tools eine Masse an Aufgaben übernehmen können. Produktion wird größtenteils automatisiert sein und einige Bereiche werden von den Kosten nicht mehr der Rede wert sein. Dein Artikel hätte auch in den 80er-Jahren geschrieben werden können, wo sie alle gejammert haben, das Kohle & Stahl zunehmend verschwindet und dadurch die Arbeiterschaft im alten Stil bald Geschichte ist, was auch eingetrat. Genauso wie das alte Klassendenken linker Parteien überholt ist, wird sich in absehbarer Zeit auch die 9*5-Arbeitsgesellschaft verabschieden. Es liegt an der Gesellschaft, den Übergang möglichst gut zu schaffen. Da sind meine größten Sorgen, da der Egoismus einzelner Subjekte grenzenlos ist. Mir fällt da gerade prompt der VW-Vorstand und -Aufsichtsrat ein und das ist nur die Spitze des Eisberges.

    Auch die Mobilität relativiert sich. Selbstfahrende Autos sind zwar noch nicht ganz da, aber absehbar. Keiner braucht einen Führerschein mehr und als alter Oppa holst Du in 20 Jahren dein Smartphone (oder was immer es ist) aus der Jackentasche und orderst dein passendes Gefährt. Willst Du Oma Sabine von Gegenüber einladen, darf es das schicke Cabrio sein. Der Arzt wird dich häufig virtuell mit entsprechenden gerätschaften behandeln können und Du hast Sensoren, die messen, wie deine Werte sind. Es gibt sogar schon Pflegeroboter, die fast menschlich sind und in Japan gibts in Altenheimen Kuschel- und Amüsierroboter. Das wird alles noch weiter ausgebaut. Rente als solches wie im heutigen Sinn wird es in Zukunft nicht mehr geben. Klingt alles futuristisch und nicht glaubhaft? Wie schnell das alles passiert, kann dir natürlich keiner sagen. Aber wenn wir uns nicht durch einen großen Krieg alle umbringen, wird das kommen und noch viel mehr. Die Sprünge der Technik werden eher größer werden ggü. heute. Das Problem dabei ist, das wir es uns noch nicht vorstellen können, weil niemand es erlebt hat und deshalb denken wir gerne in Kategorien, wie es immer schon war (zumindest glauben wir, das es immer so war, was natürlich Quatsch ist).

    Nachwuchs ist für die Wirtschaft schon heute total egal. Wenn heute Stellen unbesetzt sind, liegt das nicht an den mangelnden verfügbaren Menschen. Die Wirtschaft betreibt gerne Rosinenpicken und hat einen Jugendwahn. Dazu investieren viele Firmen nicht mehr so gerne in Ausbildung der Leute und aufgrund der komplexen Arbeits-Zusammenhänge gibt es nur ein bestimmtes Potential an Menschen, die diese Jobs ausfüllen können. Sei froh, wenn Du so ein Mensch bist, der komplizierte Aufgaben übernehmen kann. Durch die Automatisierung werden aber auch hier immer mehr Stellen wegfallen. Ich finde es sowieso krude, dass besonders gern in den Medien und der Politik argumentiert wird, man brauche neue Menschen für die Wirtschaft. Ist das wirklich dein Ziel, wenn Du Kinder möchtest? Ich denke eher, das entspricht einem ausgefüllten Lebensstil vieler Menschen und weil wir uns gerne reproduzieren und auch das ganz gerne tun, was dafür notwendig ist. Oder denkst Du dir, wenn Du mit deinem Freund kuschelst und ihr Kinder plant: Der erste wird Astronaut und die zweite Chemikerin?

    Mach dich bei all den Gedanken wegen Rente etwas locker. Wo mir allerdings die ganz junge Generation zu locker bzw. lethargisch ist, das ist die Nullreaktion auf die Ausbeutung eines nicht eingehaltenen Generationenvertrages bzgl. der heutigen Renten. Ich frage mich immer wieder, warum da kein Wiederstand kommt und nicht mal ernsthaft hinterfragt wird, warum sich gegenwärtig aufgrund dem Kauf von Wählerstimmen Leute sich mit 63 ins Rentenleben verabschieden dürfen auf Kosten der jungen Beitragszahler? Aber gut, das ist euer Geld und wenn ihr es euch so leicht nehmen lässt, ist es vielleicht doch richtig. Mir würde das zu denken geben.

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    • Ja, das Einführen der frühen Rente ist tatsächlich verwirrend, wenn gleichzeitig über eine Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 70 diskutiert wird. Aber so schlimm es klingt: Was soll ich dagegen machen? Ich habe die jetzige Regierung nicht gewählt. Meine Generation resigniert, weil wir nicht bei jeder politischen Diskussion auf die Straße gehen können. Wöllte ich in die Politik gehen, würde ich in keiner der großen Parteien in machtvolle Positionen kommen, ohne meine Ideale an diese angleichen zu müssen. Die „alten Männer“ im Reichstag machen am Ende was sie wollen. Der Großteil der Wähler sorgt sich um andere Bedürfnisse als meine Generation. Ich war mal auf einer Demo wegen der Studiengebühren, da hatte ich noch Zeit für sowas. Außerdem: Was hätte ich davon, den jetzigen Rentnern ihre Rente streitig machen zu wollen? Es ist die Generationen unserer Eltern. Wie soll ich jemals den jetzigen Rentnern die Rente streitig machen, ohne mich selbst als undankbare Person zu fühlen, die im Vergleich eine viel zu sorglose Kindheit hatte.

      Dass wir in Zukunft einiges an Potential haben, will ich gerne glauben. Ich hoffe es. Ich hoffe, dass wir auf Dauer klug genug sind, die gestiegene Produktivität wirklich zu nutzen und nicht nur einzelne davon profitieren. Ich hoffe sogar sehr auf die jüngeren Generationen, dass diese selbst im Alter dem Fortschritt gegenüber offener sind. Dass keine Nachwuchskräfte mehr gebraucht werden, kann ich aktuell kaum glauben. In meinem Betrieb und in denen meiner Geschwister sind Lehrlinge und Studenten ein elementarer Bestandteil (zugegeben: auch aus finanziellen Gründen). Der Jugendwahn ist teilweise wirklich ein wenig erschreckend, gleichzeitig fordern aktuelle Berufe aber manchmal nicht hauptsächlich Berufserfahrung, sondern die Bereitschaft, sich zu 110% ins Zeug zu legen. Da kommt meine -aktuell noch recht kinderlose Generation- der Wirtschaft doch gerade recht.

      Was meine Kinder mal werden wollen: Das kann mir hoffentlich egal sein. Ich urteile Menschen nicht nach ihrem Beruf oder Abschluss, sondern danach, wie gut sie ihren Job machen und wie zufrieden sie damit sind. Weil mir das letztlich am sinnvollsten bei einer Gesellschaft mit Arbeitsteilung erscheint.

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      • „Meine Generation resigniert, weil wir nicht bei jeder politischen Diskussion auf die Straße gehen können.“
        Warum nicht? Mal davon abgesehen, wäre es ein Anfang, wenn unsere Generation mal überhaupt auf die Straße gehen würde. In meinem Freundeskreis bin ich, glaube ich, der einzige, der überhaupt mal an ner Demo teilgenommen hat. Und besonders oft habe ich das auch nicht.
        Es ist halt bequemer seine Freizeit anders zu verbringen, geht mir ja auch nicht anders.
        Schönes Wochenende
        Mitro

        P.S. eine passendes Liedzitat der besten Band der Welt:
        Geh mal wieder auf die Straße, geh mal wieder demonstrieren.
        Denn wer nicht mehr versucht zu kämpfen, kann nur verlieren!
        Die Dich verarschen, die hast Du selbst gewählt.
        Darum lass sie Deine Stimme hören, weil jede Stimme zählt, ohoho.

        Es ist nicht Deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist.
        Es wär nur Deine Schuld, wenn Sie so bleibt.

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      • Demos und Streiks sind bei uns gefühlt recht verpönt.
        Streik für mehr Gehalt? – Wie kann man so gierig sein.
        Demo gegen S21? – Stuttgarts Bürger haben doch mehrheitlich dafür gestimmt. Demos behindern nur die Bauarbeiten und sorgen für wegen der erhöhten Polizeipräsenz für Verschwendung der Steuergelder. Wenn ich mir vorstelle, man hätte gegen die unkontrollierte Zuwanderung der Flüchtlinge demonstriert statt sie offen in Empfang zu nehmen (Nazi!!). Ttip (oder selbst GEZ) wären Sachen, gegen die jeder auf die Straße sollte, aber auch da bin ich zugegeben zu bequem: Sofern keine Demo in meiner Nähe statt findet, werde ich neben meiner 60h-Woche auch keine organisieren.

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  4. Ich versuche den negativen Seiten unseres System wie Stress, Druck, Konsum und Verrohung so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Umso gesünder/besser es mir geht, desto mehr kann ich anderen Menschen helfen. Ich spende regelmäßig an Bedürftige und bin bei Trinkgeldern großzügig, aber möchte mir als winzig kleines Licht nichts vormachen: Die Menschen sind wie sie sind. Dinge wie Kriege, Gewalt, Morde, Gier, Habsucht und Machtstreben gab und wird es immer geben. Ich kann nur in meinem kleinen Mikrokosmos versuchen, ein relativ guter (Mit)mensch zu sein.

    Von Demos, Parteien und erst recht Idelogien halte ich mich ebenfalls fern, weil ich mich von keiner Seite vereinnahmen lassen, sondern frei und unabhängig in meinem Denken bleiben möchte. Gut, Demos wären vielleicht noch ein gangbarer Weg, aber wenn ich z.B. die Flüchtlings- und jeweiligen Gegendemos im Fernsehen betrachte, sehe ich nur 2 Seiten, die sich stundenlang wie kleine Kinder gegenseitig anbrüllen. Gruselig und bestimmt nicht förderlich für mein inneres Wohlbefinden. Ich möchte keinem Demonstranten zu nahe treten, aber ich habe bei Demos immer öfter das Gefühl, dass sie entweder einen Eventcharakter (komm, wir machen etwas Krawall oder haben etwas Spaß) haben oder idelogische Formen, wie eben beschrieben, annehmen. Mir tun am Ende nur die Polizeibeamten leid.

    Was spätere Renten- oder Grundsicherungshöhen angehen: Ich rechne und plane meine private Vorsorge so, als würde es das alles nicht geben. Meine Rentenlücke = 100%. Dann kann ich später nicht enttäuscht werden. 😀

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  5. So jung und so viel Zukunftsangst oder „denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht“. Es ist ja schön, wenn man sich so seine Gedanken über die Zukunft macht, aber man darf seine Lebensfreude und seine Zuversicht darüber nicht einbüßen. Langfristig sind wir alle tot, nur das ist sicher.
    Auch das System verändern zu wollen, um das eigene kleine Leben zu sichern, erscheint mir nicht sinnvoll.
    Es geht schon um das Wohlergehen von einen selbst und seiner Familie. Das hängt natürlich auch von der Gesamtsituation ab. Die Merkel-Politik sichert m.E. ihr politisches Überleben auf Kosten der Zukunftsfähigkeit des Landes. Zwei massive Fehlentscheidungen, die Energiewende und die verfehlte Flüchtlingspolitik, kosten alleine in den nächsten drei/vier Jahren jeweils 100 Milliarden Euro. Die vermeintliche Euro-Rettung (Griechenland, ich bin gerade hier) ist da noch nicht mit eingepreist. Auf diese Dinge habe ich als Einzelner so gut wie keinen Einfluss. Aber es kommt ja, angesichts der Missachtung der Interessen des größten Teils der eigenen Bevölkerung, Bewegung in das politische System. Plötzlich werden Sachen diskutiert, die dank Tabuisierung durch rot-grün und Öffentlich-rechtlicher Medien vorher unaussprechlich waren. Z.B., die Herkunft der Täter in der Kölner Silvesternacht. Insofern tut sich was im Staate.

    Ich mach mein Ding, beobachte die Welt und versuche das Beste daraus zu machen. Die Welt retten, kann ich nicht.

    Das Leben ist jetzt, was in 50 Jahren ist, weiß keiner!

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    • Zukunftsangst ist übertrieben. Ich versuche optimistisch zu sein, dass alles schon irgendwie gut wird und keiner in Deutschland Hunger leiden oder frieren muss. Was ich nur nicht verstehe, wieso man auf der Welt noch so viele Missstände hat und wieso die Menschen sich immer anonymer zueinander verhalten. Fängt schon damit an, dass sich Geschwister schon um das Erbe streiten, obwohl die Eltern noch nicht unter der Erde sind. 230.000 Tote 2004 in Südostasien? Kümmert die Medien in Deutschland kaum, weil gleichzeitig auch der Eisbär Knut gestorben ist. Kein Mensch ist perfekt, aber ich frage mich, was es uns bringt, uns als intelligente Spezies zu bezeichnen, wenn wir unser Potential nicht nutzen und unsere Gesellschaft von der Macht weniger Personen geprägt wird. Immerhin kann ich diese Meinung hier kundtun – in anderen Ländern würde ich für solch verleumderischen Aussagen vielleicht schon längst hängen.

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      • So ist es, wir gehören zu den 10 % Priviligierten auf diesen Planeten. Dieser Zustand wird m.E. in unserer Lebensspanne auch erhalten bleiben. Dass in D keiner friert und hungert, ist m.E. mit Harz 4 gewährleistet. Die Freiheit „unter der Brücke zu schlafen“ soll es für komplette Aussteiger auch geben und gibt es auch, alles anderer wäre der gescheiterte totalitäre Sozialismus. Ich kann nicht erkennen, dass es in Kuba, Nordkorea usw. besser wäre.
        Mit Fazit, die Welt wird immer besser. Rückschläge gibt es, so ist das Leben.

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  6. Man könnte, als Regierung damit anfangen die Leute aus dem Ausland (und nur die, außer Familenangehörige oder sonsitge sonderfälle) geziehlt einzuladen die tatsächlich (auch strategisch) gebraucht werden. Sehe Kanada. Und plötzlich hätten wir vielleicht kein demografisches Problem.

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    • Kanada regelt die Zuwanderung tatsächlich ganz anders und ist sehr wählerisch. Wobei Deutschland bisher gefühlt durch die hohe Migration keinen wirklichen Nachteil hat. In Stuttgart sind es rund 40% Ausländeranteil und dadurch, dass jeder einen Job hat, klappt das auch ganz gut. Die damaligen Gastarbeiter haben aus meiner Sicht auch keinem geschadet und sich gut immigriert. Bei den vielen Asylanten finde ich es kritisch, dass es Jahre dauern kann, bis diese arbeiten dürfen und können. Alleine das Sprechen, Lesen und Schreiben der deutschen Sprache ist ein langer Lernprozess.

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  7. Ich finde unser Bildungssystem hat neben dem Renten- und Krankenversicherungssystem das größte Potential für Optimierungen. Heute werden wir in der Schule wie vor 100 Jahren zu funktionierenden Soldaten ausgebildet. Auf Gehorsamkeit wird viel Wert gelegt und die Intelligenz misst man durch „Test“, in denen die Fragen willkürlich gewählt und die Antworten teils genauso willkürlich ausgewertet werden.

    Ohne eine Urkunde oder ein Zertifikat ist deine Arbeitsleistung eben nicht so viel Wert, auch wenn du das, was du tust, super kannst.

    Um die Produktivität der Gesellschaft zu steigern, muss das Bildungssystem modernisiert werden, denn die Produktivität ist schließlich die Schlüsselkomponente, die den Kuchen wachsen lässt, den wir untereinander teilen.

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      • Du hast natürlich Recht, wie konnte ich das vergessen? 😀

        Vor allem die Inhalte zur finanziellen Bildung fehlten in meiner Schulausbildung komplett. Dabei ist dieses Wissen die Basis für das spätere Erwachsenenleben: Wie miete ich eine Wohnung? Was hat ein Ratenkredit für Risiken und Folgen? Wie mache ich meine Steuererklärung und was kann ich alles absetzen?

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      • Hi Dummerchen, ich bin begeistert, dass es sowas gibt. Fehlen noch die anderen Schulformen. 😉 Wäre cool, wenn sich die letzten Jahre da was geändert hat. Ich weiß nur, dass man am Sindelfinger Gymmi mittlerweile C++ lernt.

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      • Hi Jenny,
        rund 50% der Bevölkerung macht eine Lehre bzw eine Berufsausbildung im dualen System. 25% haben keinen beruflichen Bildungsabschluss und 25% einen Fachhochschulabschluss/Bachelor/Master/Diplom etc.
        Die Hälfte ist also schon über die Berufsschule vorgebildet (oder hätte es sein können 😉 – ich habe auch nicht alle Fächer mit der gleichen Begeisterung besucht).
        Abiturienten etwas über Steuererklärung beizubringen, halte ich für verfehlt. Die sind üblicherweise mindestens noch zwei Jahre von einem Berufsabschluss entfernt und haben auch so schon genug zu lernen. Wer den Intellekt hat, ein Studium erfolgreich zu absolvieren, sollte auch in der Lage sein, sich ein Büchlein zum Thema „finanzielles Grundwissen“ durchzulesen. Es werden schließlich auch auch Testberichte zu allen Neuanschaffungen studiert. Ja, das erfordert Eigeninitiative. Aber das sollte man im Studium gelernt haben.

        Bei jedem Thema immer mit dem Finger auf die Schule zu zeigen und zu sagen, dass es am kranken Schulwesen liegt, finde ich ziemlich einfach. Wer von denjenigen, die die Forderungen stellen, weiß denn, wie es heute in der Schule ist? Ich behaupte mal ganz kess, dass es „zu meiner Schulzeit“ noch einfacher war, eine Arbeits- und Lernatmosphäre zu schaffen und zu unterrichten, weil die Eltern noch auf der Seite der Lehrer standen. Es ist heute ja eher chic der Schule bzw den Lehrern Unfähigkeit zu unterstellen (siehe diese Diskussion) und dort Änderungen einzufordern als sich einzugestehen, dass der Nachwuchs doch nicht „hochbegabt und unterfordert“ sondern vielleicht eher „arbeitsscheu“ ist. Welchen Einfluss eine solche Elterneinstellung auf den Nachwuchs und damit indirekt auf die Unterrichtsatmosphäre hat, sollte klar sein. Mich wundert es nicht, dass es mitunter schwer ist, ausreichend gutes Lehrpersonal zu finden.

        C++ in Sindelfingen? Ich mach Java ;-). Informatik an die Schulen!

        Liebe Grüße
        Dummerchen

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      • Ich hoffe, du fasst das nicht als Kritik an Lehrern auf. Ich weiß, wie viel da mittlerweile abverlangt wird. Aber ich bekomme von Kollegen mit Kindern abstruse Geschichten erzählt: Z.B. dass Kinder, die nachmittags in die Hausaufgabenbetreuung gehen, mehr Hausaufgaben auf bekommen (Sinn?!?) und deswegen abends mit den Eltern noch dran sitzen. Rechtschreibung, die immer schlechter wird (schreib, wie du’s sprichst!) und Burnout bei 12-Jährigen. Ob ein Studium dich zum kritischen Bürger erzieht, da glaube ich nicht mehr dran. Ich erlebe Studiumsabsolventen, da pack ich mir einfach an die Stirn. Da kenne ich 15-Jährige, die pfiffiger sind. Bei der Personalauswahl sage ich mittlerweile: Ist mir egal, was er die Jahre vorher gemacht oder welchen Abschluss er hat. Er soll motiviert sein und mitdenken. Das Fachliche zu lernen ist kein Problem, aber jemanden zu erziehen, wird mit dem Alter schwieriger. Ich seh’s zugegeben auch an mir selbst: Ich versuch mich auch zu erziehen (Ordnung halten, Türen nicht offen stehen lassen, Besteck richtig halten, Essen nicht so runter schlingen) und finde es nicht leicht, lebenslange Gewohnheiten zu ändern bzw. ich fühle mich dabei unwohl. Andere Sachen, die ich von Kindheit an kann, sind easy und machen Spaß: Sparen, Kopfrechnen, Rechtschreibung..

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      • Hallo Jenny,
        jeder wählt den Beruf, in dem er glaubt/hofft, glücklich zu sein, möglichst viel Geld zu verdienen und/oder viel Prestige zu haben. Da gibt es bei Lehrern (wie übrigens in jedem anderen Beruf auch) auch schwarze Schafe. Ich finde es nur etwas platt, wenn hier von dem gleichen System wie von vor 100 Jahren geschrieben wird: Gehorsam, willkürliche Fragen, willkürliche Benotung. Das habe ich als Schüler anders erlebt und erlebe es auch heute noch anders. Natürlich gibt es immer wieder Anekdoten von pädagogischen „Fehlleistungen“, aber die kenne ich auch von meinen Ingenieurskollegen. Deswegen käme ich aber nicht auf die Idee, gleich das ganze Ingenieurwesen abzuwerten.
        Die immer wieder kehrende Forderung nach neuen Inhalten verstehe ich gut. Was man an die Schule deligieren kann, braucht man zu Hause nicht mehr lösen.
        „Wie miete ich eine Wohnung?“ – bezahlbares Objekt suchen, das man sich leisten kann und Mietvertrag unterschreiben. Dafür braucht man sicher Unterricht ;-).
        „Was hat ein Ratenkredit für Folgen und Risiken?“ halte ich da schon für einen relevanteren Aspekt. Aber ist das nicht etwas, das schon die Eltern ihren Kindern vorleben könnten? Mir haben das meine Eltern auch so erklären können – und die waren weiß Gott keine Anlageexperten, aber was Schulden bedeuten, konnten sie mir trotzdem erklären.
        „Wie mache ich meine Steuererklärung und was kann ich alles absetzen?“ Wie schon beschrieben – Berufsschüler lernen das sogar. Die Frage, was alles absetzbar ist, ist für einen Abiturienten völlig außerhalb seiner Erlebniswelt. Das interessiert den nicht die Bohne – zumal den typischen Abiturienten erst die konkrete Steuerausgestaltung von mehreren Jahren in die Zukunft interessieren sollte. Und ganz ehrlich – sich vor ein videogeführtes Steuerprogramm wie z.B. von WISO zu setzen und sich die Grundzüge erklären zu lassen, ist kein Hexenwerk. Wer Steueroptimierung betreiben will, sollte eh den Weg zum Steuerberater wählen.
        Wenn solche Inhalte wirklich in der Schule (in der notwendigen Tiefe) behandelt werden sollten, muss aber auch was anderes gestrichen werden. Da wird jeder sein persönliches Hassfach aus der Schule kennen und mit dem Finger darauf zeigen. Ich habe z.B. Deutsch so schnell es ging abgewählt, weil mir die Arbeit mit Texten weniger Spaß gemacht hat – trotzdem halte ich es (heute!) für elementar, Texte lesen und verstehen zu können. Man wird sich also gut überlegen müssen, wo man die Abstriche macht – selbst die sogenannten „Laberfächer“ schulen darin, Gedanken zu ordnen und Argumente vortragen zu können. Ich wäre vorsichtig, immer neue Fächer zu fordern ohne die Konsequenzen mit zu betrachten.

        „Ob ein Studium dich zum kritischen Bürger erzieht, da glaube ich nicht mehr dran.“

        Kritisch? Nein, sicher nicht. Aber hoffentlich zu einem selbständigen Bürger. Wer ein Studium absolviert hat, hat hoffentlich(!) gelernt, sich Wissen anzueignen.

        Just my 2 cents
        Dummerchen

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